Laura Demjan (Sopran), Abel Cruz (Violine), Hanna Hesse (Viola), Michael Herrschel (Texte & Rezitation), Lorenz Trottmann (Klavier): "Zukunftshungrig (II): Verschollene Lieder"

Unter dem Motto „Zukunftshungrig" startet der Verein „Dialoge: Wort & Musik" eine neue Konzertreihe in der Nürnberger Marthakirche: Drei Abende kreisen - ausgehend von der Aufbruchstimmung um 1900 - um europäische Musikdialoge zwischen Ost und West.

Mit Klang-Raritäten blicken wir noch einmal auf die „Welt von gestern" zurück: auf das Fin de Siècle mit Robert Kahns „Jungbrunnenliedern". Ob Deutschland oder Russland: das Leben in den Kaisserreichen war überschattet von Zensur, Bigotterie und imperialer Kriegstreiberei – bis zum Zusammenbruch. Und was kam dann?
Ein neues Jahrzehnt intensiver Beziehungen nach Osteuropa. Beispielhaft stehen Paul Juon (Suite op. 89) und Georg von Albrecht (Klaviertrio op. 32). In der Sowjetunion verblüffte Sergej Protopopoff mit avantgardistischen Liedern („Gänseblümchen"), das Bürgertum im Westen feierte hingegen Erich Wolfgang Korngold („Was ganz ‚Persönliches!'") als Wunderkind. Doch der Wind drehte sich: Beide wurden bald zu politisch Verfolgten. Es kam zu Anpassung und Wegsehen wie im Fall von Kurt Hessenberg („Elisabeth") – und zu Verweigerung wie im Fall von Schostakowitsch („Romanzen-Suite"), aus dessen Musik Wut und Todesangst, aber auch resignative Melancholie sprechen.