„Der Hirtenstern", von Allan Hollinghurst, Albino Verlag, 600 Seiten, 28 Euro
Edward Manners, ein 30-jähriger englischer dem männlichen Geschlecht zugeneigter Nachhilfelehrer und verhinderter Dichter, sucht nach einer Auszeit von der südenglischen Provinz. Er reist, da die Familie seiner Mutter flämisch war, in eine belgische Kleinstadt, um dort als Native-Speaker zwei Her-anwachsende in Englisch zu unterrichten. Zwar bietet sich ihm in der örtlichen Homo-Szene eine, möchte man meinen, zufriedenstellende Auswahl bieder-braver bis exotischer erotischer Abwechslung. Und tatsächlich hält sich Manners dort zunächst überwiegend schadlos. Jedoch ist es schon sehr bald einer der beiden Schüler, der von der Schule verwiesene 17-jährige Luc, der sich im Zentrum einer sich schließlich ins Übermächtige entwickelnden Schwärmerei sieht. Manners – ein Suchender, ein Hungriger, ein Sehnsüchtiger – stalkt Luc; er ist geradezu versessen nach dem Jungen und seiner Nähe.
Angesichts dieses Teasers fühle man sich zurecht an die Obsessionen eines Gustav von Aschenbach („Der Tod in Venedig" von Thomas Mann) oder eines Humbert Humbert („Lolita" von Vladimir Nabokov) erinnert. Und auch im „Hirtenstern" erfährt der erwachsene Protagonist die Liebe als absolute Macht über das Leben.
In Großbritannien war das Buch in den 1990er Jahren für den Booker Prize nomi-niert. Nun erschien es erstmals in deutscher Übersetzung.
S. Gerlach
Stand: 31.07.2022
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