Mafia-Epos

„City On Fire" von Don Winslow, HarperCollins Germany, 400 Seiten, 22 Euro

Romane wie „Zeit des Zorns" und die Kartell-Trilogie um „Tage der Toten" machten Don Winslow zum King of Cool des modernen Krimis – und zum Bestsellerautor. Zu seinem neuen Werk „City On Fire" inspirierten den 1953 geborenen Amerikaner die antiken griechischen Sagen. Deren Elemente wendet Winslow auf ein irisch-italienisches Mafia-Epos an, das in den 1980ern einsetzt. Als Handlungsschauplatz dienen Providence und die Küste von Rhode Island, wo Winslow aufgewachsen ist und heute noch viel Zeit verbringt – sein charakteristisch-cooler Sound erklingt also in der Nachbar-schaft von Dennis Lehane. Winslows Protagonist Danny gehört zur irischen Verbrecherorganisation der Murphys, die sich den kriminellen Kuchen mit den italienischen Morettis teilen. Das klappt erstaunlich gut, bis eine schöne Frau aus dem Meer steigt und der Frieden ein Ende hat. Der Krieg der Mafia-Sippen ist brutal und blutig. Das sind klassische Zutaten einer entsprechend traditionsbewussten, süchtig machenden Story über die Machos von der Mafia. Die bittere Pille, die mit dem Gangster-Pageturner kommt: Alle Bände der Trilogie sind fertig und er-scheinen bis 2024, doch Winslow hat just das Ende seiner Schreibkarriere verkündet. Er will sich fortan ganz dem Kampf gegen den Trumpismus widmen.
Christian Endres