Gequälte Frauen

„Letzte Ehre" von Friedrich Ani, Roman, gebundene Ausgabe, Suhrkamp Verlag 2021, 270 Seiten, 22 Euro.

Ein 17-jähriges Mädchen ist verschwunden, nach einer Party nicht nach Hause gekommen. Oberkommissarin Fariza Nasri vernimmt Personen aus dem Umfeld, Freunde, die Mutter, Mitschüler. Die Ermittlungen stecken fest. Die Mutter hat einen Freund, Stefan Barig, in dessen Haus das Mädchen schon öfter mit ihren Freunden gefeiert hat. Der hat ein Alibi, da er das Wochenende mit Freunden in einem Wochenendhaus verbracht hat.
Nasri hat die Gabe, zuzuhören, nachzudenken, nachzuhaken. Sie ist sich sicher, dass der Mann etwas zu verbergen hat. Es stellt sich heraus, dass es sich bei diesem Männertrip um das Ausleben von sexuellen Machtphantasien mit einer Prostituierten handelt, die nicht weiß, wie sie sich den Gewaltexzessen entziehen kann.
Parallel muss sich die Kriminalistin noch mit zwei weiteren Fällen beschäftigen: Ihre Schwester – mit einem Polizeikollegen verheiratet – ist brutal zusammengeschlagen worden, verdächtig ist ein noch unbekannter Liebhaber; und eine ältere Frau hat den verdächtigen Barig in einem Lokal mit einem schweren Aschenbecher niedergeschlagen, wodurch noch eine ganz andere Geschichte aus der Vergangenheit plötzlich lebendig wird. Ganz langsam kann die Kriminalistin die Geschehnisse aufrollen, auch wenn der Zusammenhang noch unklar ist, die Leiche des Mädchens noch nicht gefunden wurde und der Täter noch nicht entlarvt ist. Friedrich Ani ist ein Meister der düsteren Geschichten, und diese wird zu Recht vom Verlag nicht als „Krimi" veröf-fentlicht, denn es geht zwar um Mord und Totschlag, aber auch um Vergewaltigung und Kindesmissbrauch, um all die traurigen Erfahrungen, die mit dem Leben verknüpft sind – und manchmal gerade für Frauen und Mädchen tragisch enden.

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