„Ein feiner Typ", von Willy Vlautin, Berlin Verlag, 333 Seiten, 24 Euro
Willy Vlautin ist sowohl Romanautor als auch Alternativ-Country- und Folk-Rock-Musiker. Der 1967 geborene Amerikaner verfasste Romane wie „Motel Life", der 2012 verfilmt wurde, und „Die Freien". In seinen Werken beschreibt er die traurige, realistische Kehrseite des amerikanischen Traums von Freiheit und Selbstverwirklichung.
In Vlautins neuestem Buch „Ein feiner Typ" begegnen wir Horace Hopper. Der hat Indianerblut in den Adern und arbeitet seit seiner Kindheit auf der Schaffarm des alten Ehepaares Reese in Nevada. Für die Rancher ist er wie ein Sohn, er soll sogar alles erben. Aber Horace träumt davon, ein Box-Champion zu werden. Also gibt er sich als Mexikaner aus, verlässt die Gegend und versucht, sich in der Stadt seinen großen Traum zu erfüllen. Und obwohl er einen strammen Schlag hat und ordentlich einstecken kann, kassiert er doch stets zu viele Treffer in der zwielichtigen Box-Welt zwischen Amateuren und Profis. Zu Beginn muss „Ein feiner Typ" ebenfalls ein paar arg sentimentale Dialoge einstecken, ansonsten liefert Vlautin einen starken Roman über das Streben nach Identität, Loyalität, Liebe und Selbsterfüllung – und über Träume, Hoffnung, Ziele, Jobs und andere Dinge, die manchmal in die Sackgasse und in die Finsternis führen.
Dieser Roman ist ein Schwergewichts-Champ, der über alle Runden geht und siegt – eine Boxergeschichte mit Country-Noir-Unterbau und auf Augenhöhe mit Leonard Gardners Klassiker „Fat City". Ein Volltreffer. Vlaudin schrieb übrigens parallel zum Roman einen Song, dessen Akustik-Performance des Autors sich im Netz findet. Der Name des Stücks lautet „Don't Skip Out On Me" (Lass mich nicht im Stich), nach dem US-Originaltitel des Buches.
Christian Endres
Stand: 13.06.2019
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