„Deckname Flamingo", von Kate Atkinson, Droemer, 331 Seiten, 19,99 Euro
Der neueste Roman der preisgekrönten englischen Bestsellerautorin Kate Atkinson dreht sich um Spione des britischen Geheimdiensts MI5. In den 40ern tippt die junge Julia Armstrong an der Schreibmaschine Tonaufnahmen einer Abhöraktion ab, mit der Unterstützer der Faschisten in England hervorgelockt werden. Als der Krieg vom Kontinent immer näher kommt, spioniert Julia sogar selbst mit falscher Identität. Obwohl es scheinbar nur um die Infiltration von Teestuben und Kaffeekränzchen geht, können die Dinge schnell eskalieren, wie die in ihren Vorgesetzten verschossene Julia herausfindet. In den 50ern arbeitet sie dann für die Rundfunkanstalt BBC und ist noch immer in Geheimdien-staktivitäten verstrickt, außerdem holen sie ihre Geister und Sünden ein. Der auf retro gebürstete Titel und das Cover der deutschen Ausgabe könnten einen täuschen, aber hinter „Deckname Flamingo" verbirgt sich ein mustergültiger, ganz und gar exzellenter Spionagekrimi. Seine subtile Darstellung von London während und nach dem Krieg sowie seine feministische Perspektive (und seine pfiffigen, klugen Sekundärgedanken in vielen Klammern) begeistern. Und obgleich man sich in Julias Welt und dem komplizierten Kosmos der Geheimdienstoperationen heimelig und wohl fühlt, kommen Spannung und Drama doch nie zu kurz. Zumal die meisterhafte Erzählerin Atkinson ihren Plot ebenso im Griff hat wie ihre feinen Charaktere. Bei den besten Spionen, so heißt es im Buch, weiß man nie mit Sicherheit, auf welcher Seite sie wirklich stehen, selbst wenn sie gängige Codes wie „Darf ich Sie verleiten?" kennen. Zur Lektüre von Kate Atkinsons „Deckname Flamingo" sollte man sich unbedingt verleiten lassen.
Christian Endres
Stand: 10.04.2019
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