„Der große schwarze Vogel" von Stefanie Höfler, Beltz & Gelberg, 182 S., 13,95 Euro (ab 12 J.)
Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, erkennt Ben: Wenn einem etwas Schlimmes passiert, fragt niemand direkt nach. Und deshalb weiß auch keiner, wie er sich Ben gegenüber verhalten soll, nachdem dem 14-Jährigen das Allerschlimmste widerfahren ist. Bens Mutter ist gestorben, plötzlicher Herzstillstand an einem sonnigen Oktobertag.
Autorin Stefanie Höfler erweist sich als einfühlsame Beobachterin. Sie fängt präzise und zugleich wohltuend unpathetisch ein, wie Ben und sein jüngerer Bruder Krümel trauern und von der Mutter Abschied nehmen, während ihr Vater von der Situation überfordert ist, in starre Resignation verfällt und die Kinder sich selbst überlässt. Durchbrochen wird die Erzählung von Rückblicken, die erzählen, was Ben mit seiner Mutter gemeinsam erlebt hat, und – ein sehr tröstlicher Kunstgriff – von Vorausschauen, wie Ben einige Monate später die Krise verarbeitet hat und neuen Lebensmut fasst.
Das Spiel mit den Zeitebenen hebt den Roman heraus. So liegt nicht bleischwer dumpfe Trauer über der Handlung. Fast zeitgleich schöpfen wir auch Zuversicht und erfahren teils positive, teils differenzierte Erinnerungen an einen lieben Menschen. So kann ein Buch über den Tod letztlich vom Leben handeln. Und so kann ein trauriges Ende zugleich ein Anfang sein. Zu Recht wurde „Der große schwarze Vogel" für die Wahl zum Deutschen Jugendliteraturpreis 2019 nominiert.
Udo Bartsch
Stand: 10.04.2019
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