Ein ungeklärter Selbstmord

„Kalte Sonne" von Sven Koch, Knaur, Broschur, 349 Seiten, 14,99 Euro

Für Maja war es unsagbar schwer zu akzeptieren, dass ihr Mann Erik Selbstmord begangen haben soll. Doch ein DNA-Abgleich mit der Leiche, die nach einigen Tagen aus dem Meer gezogen wird, lässt keine Fragen offen. Auch die Ermittlungsbehörden zweifeln nicht, findet sich doch von Erik ein Abschiedsbrief am Strand. Allein Maja kann es sich bis heute nicht erklären, was vor sechs Jahren geschehen ist. Damals war sie glücklich mit Erik verheiratet – und schwanger. Erik wusste noch nichts von der beginnenden Schwangerschaft. Das Kind, ein Mädchen namens Emma, wuchs ohne Vater auf.
Und jetzt? Jetzt hat Emma in einer Fernsehreportage ihren Vater gesehen, jenen Mann, den sie nur von Fotos kennt, die im Haus am Strand der Nordsee stehen. Maja hingegen glaubt, dass Emma einer Täuschung erlegen ist. Doch da sind auch die vielen unbeantworteten Fragen und Entdeckungen nach dem Tod ihres Mannes, die sich Maja einfach nicht erklären kann ...
Brillant. Das ist das Prädikat, das „Kalte Sonne" von Sven Koch verdient. In seiner Anlage hat „Kalte Sonne" viel von dem, was die Erzählweise von Hitchcock ausmacht. Der Zuschauer, in diesem Fall also der Leser, weiß immer ein klein wenig mehr als die handelnden Personen. Wem kann Maja trauen? Wem nicht? Dies offenbart Autor Sven Koch manchmal in gefühlten Nebensätzen. Hier geht es nicht um Deduktion. Hier geht es um eine hochaktuelle Geschichte, die so bestürzt, weil sie so vorstellbar ist, selbst wenn natürlich auch dem Genre durch ausgefeilte Actionszenen Rechnung getragen wird. Doch diese Darreichung ändert nichts am teuflischen Grundgedanken von „Kalte Sonne", der leider viel zu real ist. Oder nicht? Lesen Sie das Buch!
Rainer Scheer