„Longmire: Einsamer Tod", von Craig Johnson, Festa, 396 S., 13,99 Euro
Wer Krimis schätzt, in denen die Hügelbewohner, Hinterwäldler und Landeier Amerikas eine Rolle spielen, kann sich diesen Sommer vor Romanen kaum retten. Das mag daran liegen, dass noch immer nach Erklärungen für Trumps Wahlsieg gesucht wird – und ein Erklärungsansatz findet sich nun mal in den schwer zugänglichen Hügeln und den weiten Ebenen der USA, in denen die Enttäuschten, die Verlorenen, die Hoffnungslosen und die Verbitterten leben. Das zeigt aktuell z. B. „Bull Mountain Burning" (Suhrkamp), Brian Panowichs zweiter Roman, der sich um Sheriff Clayton und die Drogengeschäfte der Hillbilly-Clans in Georgia dreht. In „Im Morgengrauen" (Ars Vivendi), dem soliden Sequel zu Tom Boumans überragendem Debüt „Auf der Jagd", sucht der sympathische Officer Farrell in Pennsylvania eine verschwundene Drogensüchtige und taucht dabei ebenfalls tief ein in Zerfall und Trostlosigkeit der Berge und Kleinstädte. Bei Festa geht es zudem mit Craig Johnsons Longmire-Romanen weiter. Der zweite Band Einsamer Tod stellt ein exzellentes Beispiel für Johnsons Bücher über Sheriff Walt Longmire dar, der die Dinge in Wyoming eher individuell regelt. Dabei hilft dem Charakterkopf sein Talent, in die Menschen hineinzuschauen, während Walts Gedanken durch Vergangenheit und Gegenwart seiner Welt im Schatten der Big Horn Mountains irrlichtern. Hier haben auch die Ureinwohner aus dem Reservat mit Rassismus, Armut und Kriminalität zu kämpfen. Diese Probleme vermischen sich mit indianischen Traditionen und Mythen, denen gegenüber Longmire keineswegs immun ist. Johnsons Romane sind packende Neo-Western mit herrlichem Sound, und man kann stets nur staunen, wie gut die Macher der starken TV-Serie die Figuren und Dialoge hinbekommen haben. Im August soll der dritte Roman Gute Taten rächen sich auf Deutsch erscheinen.
Christian Endres
Stand: 11.07.2018
Am 25.4. verbindet Mine im E-Werk vielfältige Einflüsse mit verschiedenen Sounds und Instrumenten – Alles außer langweilig!