Das Mädchen und der Star

„Soulsister" von Jennifer Benkau, cbj, 382 S., 14,99 Euro (ab 14 J.)

Ja, in „Soulsister" geht es auch um Profifußball. Nein, es ist trotzdem kein Buch, das fundierte Betrachtungen der modernen Fußballwelt liefert. Dass – wie im Roman geschildert – ein kleinstädtischer Verein mit Spielern der eigenen Jugend die Bundesliga rockt, ist heutzutage vollkommen illusorisch. Aber darum geht es auch gar nicht.

Romy kommt mit Killian, dem Stürmer der Wundertruppe zusammen, und als eigentliches Thema ergibt sich daraus: Wie kann das klappen, wenn ein Paar sich verstecken muss, weil es unter ständiger Beobachtung sozialer Medien und der Klatschpresse steht und der Beziehungsstatus öffentlich diskutiert wird? Antwort: Schwerlich. Beziehungskrisen kommen schneller als man denkt. Zum Beispiel, weil Romys traumatisierte Eltern nach dem Unfalltod ihrer älteren Tochter Polly meinen, die Jüngste einsperren und vor den Gefahren des Lebens behüten zu müssen. Und erst recht, weil Romy ihren Killian angelogen hat, sie sei schon 16, und er, kurz bevor Romy sich korrigieren kann, die Wahrheit aus Klatschforen im Internet erfährt.

„Soulsister" ist ein Auf und Ab der Emotionen, ein Feel-Good-Roman mit Wendungen und Brechungen, in denen sich die Helden bisweilen alles andere als gut fühlen und die Leser mitleiden. Das Erzähltempo ist angenehm hoch, die Dialoge wirken echt, die Charaktere authentisch. Nur ist der Roman überfrachtet. Liebe mit Altersunterschied und Liebe mit Promi wären schon genügend Stoff gewesen. Romys Familiendrama hätte besser in eine andere Geschichte gepasst.

Udo Bartsch