Geliebte Köchin

Kinostart: 8.2.; Regie: Regie: Trần Anh Hùng;
Besetzung: Juliette Binoche, Benoît Magi-mel, Bonnie Chagneau-Ravoire u.a.

„Leben wie Gott in Frankreich" ist ja nicht nur eine Floskel, die französische Küche gilt seit vielen Jahren als die beste der Welt. Nun ist es der in Vietnam geborene und seit seinem 13. Lebensjahr in Frank-reich lebende Filmemacher Trần Anh Hùng („Der Duft der grünen Papaya"), der der französischen Küche wie wohl noch kein Film zuvor huldigt.
Wir schreiben das Jahr 1885. Früh mor-gens begibt sich Eugénie (Juliette Binoche) in den Gemüsegarten, um all jene Dinge zu ernten, die sie für das heutige Menü benötigt. Seit über 20 Jahren ist Eugénie Köchin im Anwesen des berühmten Gourmets Dodin Bouffant (Benoît Magi-mel), eine herausfordernde Arbeit, die Eugénie mit Bravour meistert. Am heuti-gen Tag hat Dodin seine vier besten Freunde – allesamt Feinschmecker – zum Essen geladen. Doch ihn und seine Kö-chin verbindet nicht nur ihre Leidenschaft für das Kochen und das Essen, sie teilen mitunter auch das Bett. Doch Dodin möchte seine kulinarische Komplizin heiraten, was Eugénie bislang immer abgelehnt hat.
Doch diese Liebesgeschichte zweier schon reiferer Personen spielt sich eher im Hintergrund ab. Im Vordergrund steht eindeutig die Kunst am Herd, die von Trần Anh Hùng und seinem Kameramann Jonathan Ricquebourg in wohltemperier-ten Kamerafahrten regelrecht zelebriert wird. Und was da alles aufgetischt wird: vom Kalbskarree über Fettammern bis zum Omelette norvégienne; selbst der Eintopf „pot au feu" wird hier zur kulina-rischen Sensation.
So entwickelt sich der handlungsarme Film, der fast komplett ohne Filmmusik auskommt – diese Aufgabe übernehmen die Küchengeräusche –, zur spannenden Ode an den Genuss, die Freundschaft, die Liebe und das Leben an sich, eingehüllt in warmen Farben, großartig gespielt von Binoche und Magimel. Ein Fest der Sinne, für das Trần Anh Hùng in Cannes 2023 den Preis für die beste Regie erhalten hat. Man sollte allerdings nicht hungrig ins Kino gehen. Die hier gekochten Speisen wurden übrigens von Sternekoch Pierre Gagnaire kreiert.

Martin Schwarz