Kinostart: 8.2; Regie: Andrew Haigh;
Besetzung: Paul Mescal, Andrew Scott, Jamie Bell
Die gute alte Zeitreise bietet traditionell den schillerndsten Stoff, aus dem bewe-gende Dramen sind. Zurück in die schwu-le Zukunft heißt das Motto bei dieser Lovestory um einen jungen Briten, seinen neuen Partner sowie die Eltern - welche allerdings längst verstorben sind. Autor Adam (Andrew Scott) lebt einsam in einem neuen Londoner Hochhaus. Bei einem Feueralarm lernt der genervte Mie-ter seinen einzigen Nachbarn Harry (Paul Mescal) kennen. Dessen Flirt-Offensive wehrt Adam höflich ab. Auch ohne One-Night-Stand bleibt am Morgen danach reichlich Zeit für den Beginn einer wun-derbaren Freundschaft. Für eine Story über seine Kindheit, fährt der Adam zum Haus seiner Eltern, die vor Jahren bei einem Unfall ums Leben kamen. Dort begegnet er einem Mann in seinem Alter (Jamie Bell), der sein Vater sein könnte. Und der es auch ist! Die Eltern nehmen ihr Kind auf, als wäre nie etwas gesche-hen. Klingt verrückt? Wirkt in dieser Story aber verblüffend normal, weil es für die Beteiligten überhaupt nichts Ungewöhnli-ches ist. Nur manchmal ergeben sich amüsante Situationen, etwa wenn Adam mit Mutti über seine sexuelle Orientierung plaudert: „Ich bin schwul!"-„Seit wann?"-„Schon immer!" heißt es dann im ziemlich coolsten Coming Out des queeren Kinos. Mit dieser was-wäre-wenn-Situation gelingt Regisseur Andrew Haigh ein raffi-nierter Coup, der das Publikum magisch in seinen Bann zieht - und zum eigenen Kino im Kopf provoziert. Eine solch verrückte Handlung derart schlicht und ergreifend zu präsentieren, bedarf schon eines großen Erzähltalents. Selten fällt philosophischer Tiefgang auf der Lein-wand derart lässig aus. Das liegt auch am aktuell angesagten Iren Paul Mescal. Der gilt als Anwärter für den nächsten 007 und tritt demnächst als „Gladiator 2" auf. In diesem Retro-Trip fehlt nur noch „Frankie Goes to Hollywood" - die sind natürlich auch dabei.
Dieter Oßwald
Stand: 04.02.2024
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