Film
 

Dieser Film geht ziemlich ans Herz

Interview mit Karoline Herfurth zu „Eine Million Minuten"

Mit der Komödie „Mädchen, Mädchen" erlebte sie 2001 den Durchbruch, fünf Jahre später sorgte Karoline Herfurth als Mirabellenmädchen in Tom Tywkers Bestsellerverfilmung „Das Parfüm" auch international für Furore. Ihr Kinodebüt als Regisseurin gab sie 2016 mit dem Liebes-film „SMS für Dich". Ebenso inszenierte sie das Episodendrama „Wunderschön" sowie „Einfach mal was Schönes". Als Produzent fungierte Ehemann Christopher Doll. Der gibt nun auch sein Regiedebüt mit der Romanverfilmung „Eine Million Minuten". Karoline Herfurth spielt eine Mutter, die ihrer kranken Tochter mehr Zeit schenken möchte. Mit der Schauspie-lerin unterhielt sich unser Mitarbeiter Dieter Oßwald.
Doppelpunkt: Frau Herfurth, Sie sind erfolgreiche Regisseurin. Juckt es Sie bisweilen, Vorschläge zu machen, wenn Sie, wie hier, nur vor der Kamera stehen?
Herfurth: Auf gar keinen Fall. Mir ist es eine große Freude, am Drehort loszulas-sen. Es ist wunderbar, sich voll und ganz auf die Schauspielerei konzentrieren zu können. Zudem finde ich es unglaublich spannend, die Vision einer Geschichte mitgestalten zu können, die nicht meine eigene ist. Ich begebe mich gerne in die Hände einer anderen Person, die auf dem Regiestuhl sitzt.
Doppelpunkt: In diesem Fall war die andere Person Ihr Ehemann Christopher Doll, der sein Regiedebüt gibt. Sind das Dreharbeiten wie üblich oder ändert der Familieneffekt die Arbeit am Set?
Herfurth: Es gibt bei der Arbeit natürlich eine große Vertrautheit. Chris war zuvor ja auch schon immer als Produzent meiner Filme tätig. Er ist für mich eine wichtige Kraft am Set. Bei meinen Regie-Arbeiten begleitete er mich von Anfang an mit Rat und Tat. Insofern war es für uns gar nicht ungewöhnlich, dass er mir Feedback gibt für mein Spiel. Aber dieses Mal saß eben er auf dem Regiestuhl und hatte die Fäden in der Hand und es war wunderbar, seiner Vision zu folgen.
Doppelpunkt: Was hat Sie an dieser Geschichte interessiert?
Herfurth: Für mich bietet diese Geschich-te eine schöne Auseinandersetzung mit dem Leben und mit Fragen, wie wir uns dem Alltag entziehen können. Oder wie und mit wem wir unsere Zeit möglichst im eigenen Sinne verbringen wollen. Solche Themen finde ich nachdenklich, zugleich bieten sie viel Raum für Unterhaltsames. Nicht zuletzt fand ich es sehr verlockend, in drei Ländern zu drehen.
Doppelpunkt: Ihre Figur der Vera hat eine reale Vorlage. Wie lief die Begegnung mit ihr ab?
Herfurth: Bereits meine erste Begegnung mit der realen Vera war ein Fest für mich, wir haben drei Stunden lang nur ge-quatscht und uns auf Anhieb gut verstan-den. Sie zu spielen hat großen Spaß ge-macht. Mit Vera durch die Welt zu laufen, war einfach nur schön. Ich hatte das Gefühl, ich trage ganz viel Sonne in mir.
Doppelpunkt: Benötigen Sie Schnittmen-gen mit den Figuren, die Sie spielen?
Herfurth: Vera hat mich mit ihrer Energie sehr inspiriert. Aber wir sind tatsächlich ganz unterschiedlich, was mir als Schau-spielerin viel mehr Spaß macht. Mich selber kenne ich ja bereits ganz gut! (Lacht) Für mich es reizvoll, in eine ganz andere Haut zu schlüpfen und unbekannte Dinge auszuprobieren.
Doppelpunkt: Wie verlockend finden Sie persönlich diese Idee des Films, sich einfach eine Auszeit zu nehmen und Prioritäten zu setzen?
Herfurth: Für mich ist es eine verlocken-de Idee, einfach einmal ein Jahr Pause zu machen und nur zu reisen. Ich glaube, dass es sehr gesund ist sich immer wieder ganz bewusst gemeinsam die Frage zu stellen: was für eine Familie sind wir? Welche Familie wollen wir vielleicht gerne sein? Und dann nach Wegen zu suchen die individuellen Prioritäten gemeinsam zu gestalten.
Doppelpunkt: Elyas M'Barek, Ihr Partner aus „Fack ju Göhte", wünscht sich biswei-len eine Tarnkappe, um nicht ständig erkannt zu werden. Plagen Sie ähnliche Probleme mit der Prominenz?
Herfurth: Es ist schon so, dass ich selten unerkannt bleibe. Das kann schön sein. Aber eben auch anstrengend, vor allem wenn man im falschen Moment erwischt wird. Für mich bedeutet das dann, bestimmte Räume oder Anlässe zu vermei-den. Konzerte oder Feiern, bei denen viel los ist, besuche ich dann vielleicht nicht unbedingt. Umgekehrt genieße ich es aber sehr, wenn Menschen sich für meine Arbeit interessieren und von meinen Filmen berührt werden.
Doppelpunkt: Was ist die wichtigste Eigenschaft für Ihren Beruf?
Herfurth: Wichtig finde ich, sich selbst zur Seite schieben zu können – was nicht immer einfach fällt!
Doppelpunkt: Was wäre Ihr Ratschlag für Kinogänger?
Herfurth: Machen Sie sich darauf gefasst, im Kino ganz große Reiselust zu bekom-men. Eine Taschentuch-Packung mitzu-nehmen, wäre auch von Vorteil. Denn der Film geht ziemlich ans Herz!

Dieter Oßwald

Stand: 04.02.2024

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