Auf dem Weg

Kinostart: 30.11.; Regie: Denis Imert;
Besetzung: Jean Dujardin, Joséphine Japy, Izia Higelin

Eine Million Kinozuschauer der Grande Nation können nicht irren: Sie bescherten diesem Abenteuer-Roadmovie-Drama mit Oscar-Preisträger Jean Dujardin („The Artist") einen Riesenerfolg. Basierend auf dem Bestseller „Auf versunkenen Wegen" von Sylvain Tesson, der seine eigene Geschichte verarbeitet, geht es um den eitlen Erfolgsautor Pierre, der bei einer Party besoffen vom Balkon fällt. Kaum aus dem Koma erwacht, will der Künstler sein Lotter-Leben rigoros verändern. Er plant eine Tour de France zu Fuß. Auf den 1.300 Kilometern von der Provence bis in die Normandie will Pierre zu sich selber finden. Der Weg wird zum Ziel, so der Plan. Doch nach den ersten 17 Kilometern ist bereits Schluss mit lustig wandern. Am Berg verweigern die Beine den Dienst. Doch Pierre beißt sich durch. Als Erzäh-lerstimme aus dem Off macht er das Publikum zum Vertrauten. Plaudert über Gott und die Welt und die letzten Fragen der Menschheit. Oder liest vor, was er so in sein Tagebuch kritzelt. „Wenn die Angst an deine Tür klopft. Und du den Mut hast, zu öffnen. Wird niemand vor deiner Tür stehen!" heißt es da. Auf Dauer nutzen sich solche Sinnsprüche schnell ab: Kalenderweisheiten, die eher aufge-setzt als amüsant daherkommen. Erstaun-lich wenig Stoff zur Erleuchtung bieten die Zufallsbekanntschaften am Wegesrand, die der Wanderer gleichgültig zur Kenntnis nimmt. Der Kotzbrocken-Status des selbstgefälligen Helden hat sich durch das Koma kaum verändert, was das Empathie-Potenzial auf allzu kleiner Flamme hält. Selbst wenn Pierre vom besten Freund oder der jüngeren Schwester begleitet wird, plätschert der Sinnsuch- und Selbst-erfahrungs-Trip recht träge vor sich hin. Punkten kann das entwicklungsarme Drama durch den leinwandpräsenten Jean Dujardin. Sowie durch großartige Bilder von Frankreichs wunderbaren Naturland-schaften in Cinemascope, die für ein visuelles Vergnügen auf der Leinwand sorgen.

Dieter Oßwald