Kinostart: 28.9.; Regie: Barbara Albert;
Besetzung: Mala Emde, Max von der Groeben, Thomas Prenn, Liliane Amuat u.a.
In der slawischen Sagenwelt ist die „Mittagsfrau" ein weiblicher Geist, der bei Hitze zur Mittagszeit erscheint und die Menschen verwirrt oder bedroht. 2007 veröffentlichte die deutsche Schriftstellerin Julia Franck den Roman „Die Mittagsfrau" und gewann damit den Deutschen Buchpreis. Nun hat sich die Regisseurin Barbara Albert („Nordrand", „Fallen") – eine der wichtigsten österreichischen Filmemacherinnen und Professorin an der Filmuni in Potsdam-Babelsberg – dieses Stoffes angenommen.
Erzählt wird vom Leben Helene Würsichs (Mala Emde), die im sächsischen Bautzen der 1920er-Jahre heranwächst und schließlich mit ihrer älteren Schwester Martha (Liliane Amuat) nach Berlin flüchtet. Während die sich im drogengeschwängerten Nachtleben verliert, will Helene das Abitur nachholen und Medizin studieren. Sie verliebt sich in den Studenten Karl (Thomas Prenn), der aber überraschend ums Leben kommt. Mit dem Aufkommen der Nazidiktatur lässt sie sich auf den überkorrekten Offizier Wilhelm (Max von der Groeben) ein und wird von ihm in die ungeliebte Rolle der Hausfrau und Mutter des gemeinsamen Sohnes Peter gepresst. Wilhelm hat sie in der Hand, durch ihn bekommt Helene, deren geistig verwirrte Mutter Jüdin ist, eine neue Identität als Alice. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitet Helene/Alice als Krankenschwester und trifft am 8. Mai 1945, am Tag der bedingungslosen Kapitulation, eine schwerwiegende Entscheidung.
Über zehn Jahre zog sich die Entstehung von „Die Mittagsfrau" für Barbara Albert und die Drehbuchautorin Meike Hauck hin. Das Ergebnis ist nun kein geradliniges Biopic, sondern eine gerne mit assoziativ wirkenden Bildern arbeitende Romanadaption, die sich total auf ihre Hauptfigur konzentriert und deren Werdegang mit ästhetischen der Situation angepassten Bildern – Kamera: Filip Zumbrunn – schildert. Das geht sogar so weit, dass sich das Bildformat in für Helene einengenden Situationen ebenfalls verengt. Mala Emde („303", Und morgen die ganze Welt") ist die Idealbesetzung einer Frau, der es nicht möglich gemacht wird, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und die dann einen schmerzlichen Ausbruch wagt. Ein ungewöhnlicher, flirrender Film, in dem neben Emde auch Tomas Prenn und Max von der Groeben brillieren.
Martin Schwarz
Stand: 26.09.2023
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