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Jeder schreibt für sich allein

Jeder schreibt für sich allein

Kinostart: 24.8.; Regie: Dominik Graf, mit Anatol Regnier, Günter Rohrbach, Florian Illies, Géraldine Mercier, Christoph Stölzl u.a.

Anatol Regnier, Jahrgang 1945, stammt aus illustrem Hause: Sein Großvater war der berühmte Dramatiker und Dichter Frank Wedekind, sein Vater der angesehene Schauspieler Charles Regnier. In seinem aktuellen Buch „Jeder schreibt für sich allein" hat sich der Autor Anatol Regnier, der auch als Chansonnier tätig ist, mit jenen deutschen Schriftstellern befasst, die während der Nazidiktatur im Lande geblieben sind. Warum sind die kritischen Geister unter ihnen nicht wie viele andere ins Exil geflohen? Das Buch war nun Anlass für Dominik Graf – einer der klügsten und versiertesten Regieköpfe Deutschlands, der zuletzt mit einer Verfilmung von Erich Kästners „Fabian" auftrumpfte – genau dieses Buch und die Person Anatol Regnier als Leitfaden für einen 167 Minuten langes, dokumentarisches Filmessay zu nehmen.
Die bekanntesten unter den Dagebliebenen sind sicherlich Erich Kästner und Hans Fallada, an dessen Bestseller „Jeder stirbt für sich allein" sind Buch- und Filmtitel angelehnt. Und während Kästner sogar in Berlin blieb (und zusehen musste, wie 1933 seine Bücher verbrannt wurden) und unter Pseudonym weiterhin schriftstellerisch tätig war, zog sich Fallada in die mecklenburgische Klein-stadt Feldberg zurück. Den beiden widmet Graf die ihnen gebührende Aufmerksamkeit, behandelt aber auch Schreibende wie Gottfried Benn und Ina Seidel, die dem Naziregime gegenüber wenigstens zeitweise aufgeschlossener gegenüberstanden.
All diese Autorenporträts verflicht Graf zu einem assoziativen Reigen, in dem er Regnier bei seinen Recherchen an den Wirkungsorten der Autoren und in Archiven mit der Kamera begleitet, mitunter nachgestellte Szenen einflicht und viele Zeitzeugen und Experten zu Wort kommen lässt. Das ist anregend, kritisch, besitzt einen gewissen Sog – ist aber auch sehr lang geraten. Warum zum Beispiel wurden hier auch noch die – durchaus spannenden – Erinnerungen des großen Filmproduzenten Günter Rohrbach, Jahrgang 1928, auch noch mit eingeflochten? Dennoch: ein virtuos montierter Film über ein spannendes Thema, das viel über Zivilcourage und das Land der Dichter und Denker erzählt.

Martin Schwarz

Stand: 25.07.2023

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