Eismayer

Kinostart: 1.6.; Regie: David Wagner;
Besetzung: Gerhard Liebmann, Luka Dimic, Julia Koschitz, Anton Moori, Karl Fischer

„20, 40, 60 Liegestützen!" brüllt eine aggressive Stimme. Das ist die erste Begegnung mit Charles Eismayer, Ausbilder im österreichischen Bundesheer. Der Mann ist gefürchtet unter den Rekruten, gilt als der schlimmste Schleifer der Alpenrepublik. Seinem Image als gnadenloser Macho wird Eismayer allzu gerne gerecht. Von seinem heimlichen, schwulen Doppelleben mit schnellem, anonymem Sex ahnt weder die Gattin noch sonst jemand etwas. Alles ändert sich mit der Ankunft des selbstbewussten Rekruten Mario Falak, der aus seinem Schwulsein kein Ge-heimnis macht. Zwischen den beiden ungleichen Männern entsteht eine unausgesprochene Faszination die schließlich zur leidenschaftlichen Liebe werden soll. Nach dem ersten Coming Out in der österreichischen Armee feierte das Paar die Verpartnerung schließlich in weißer Gala-Uniform.
Durch den Artikel in einer Boulevard-Zeitung kam Filmstudent David Wagner auf die Idee, diese ungewöhnliche Lovestory für sein Kinodebüt zu verfilmen. Der erfahrene Gerhard Liebmann, der für „Blutgletscher" den Österreichischen Filmpreis erhielt, prä-sentiert den Titelhelden mit psychologischer Präzision, zeigt souverän dessen Mischung aus harter Schale mit großspuriger Macho-Attitüde und weichem Kern mit Unsicherheit und Sensibilität. Seinen selbstbewussten Lover Mario Falak spielt Luka Dimić, der im Vorjahr beim Schauspiel-Coming-Out des SZ-Magazins dabei war. Die Chemie zwischen diesem ungleichen Pärchen passt perfekt, da genügen kleine Gesten um zu zeigen, was diese Beziehung ausmacht. Die schwule Version von „Full Metal Jacket" hat dem Debüt immerhin gleich die Einladung nach Venedig eingebracht sowie den Publikumspreis bei Max-Ophüls in Saarbrücken. Das Leben schreibt schließlich die besten Geschichten.

Dieter Oßwald