Film
 

Filmhaus Nürnberg 06-22

Filmhaus - Summer of Soul

In den folgenden Monaten bietet das Filmhaus Nürnberg ein reichhaltiges Portfolio an Neustarts. Dieses befasst sich, im Großen, wie im Kleinen, mit gesellschaftlichen Strukturen. „Stand up my Beauty", ein Dokumentarfilm über die Azmari, poetische Sänger*innen aus Äthiopien, erforscht, welche Rolle Kunst in der Begegnung mit patriarchaler Gewalt einnehmen kann. Ist sie nur ein Mittel des Ausdrucks, um das Erlebte zu verarbeiten, oder kann sie auch offensiv genutzt werden? Der Titel des Films will sich durchaus als Programmatik verstanden wissen. James Benning hingegen stellt mit „The United States of America" einmal mehr die Frage, was uns ruhig betrachtete Landschaftszüge über die Ordnung des Lebens der Ame-rikanischen Bürger*innen verraten. Wie formen Linien, Straßen und architektonische Bauten unseren Alltag? Lange gehaltene Einstellungen laden zum Reflektieren über Strukturen ein, die wir oft fälschlicherweise als gegeben betrachten. Jessica Krummacher behandelt in ihrem zweiten Spielfilm „Zum Tod meiner Mutter" zum einen das hochak-tuelle Thema eines überforderten, unpersönlichen Gesundheitssystems und zeigt zugleich einen persönlichen Blick auf den nahenden Tod einer Familienangehörigen. Wie bereitet man sich auf diesen Tod vor und wie geht man mit dem Todeswunsch der eigenen Mutter um? Persönlich geht es auch in „The Souvenir Part II" weiter. In Joanna Hoggs autobiografischer Fortsetzung fügt sie Erinnerungsfetzen, sowie gegenwärtig Erlebtes zu einer tiefgründigen und selbstreflexiven Geschichte über die erste Liebe, Abhängigkeit und Verlust zusammen. Robi, der Protagonist in Julianna Ugrins und Martin Vizkeletys „Vater Unser", lebt zwei Leben. Zum einen ist er seit nunmehr neun Jahren römisch-katholischer Priester. Zum anderen ist er Vater von drei Kindern. Um dies so gut wie möglich zu verheimlichen tritt er den Dienst in einem fern entlegenen ungarischen Grenzdorf an. Doch wie lange wird er es schaffen diese Fassade weiter aufrecht zu halten? Wie schaffen wir es uns in zunächst fremde Gesellschaften einzugliedern und heimisch zu fühlen? Dieser Herausforderung muss sich Yoko, die Hauptfigur in Kiyoshi Kurosawas „To the Ends of the World", stellen. Die japanischen TV-Moderatorin befindet sich für eine Sendung auf einer Reise durch Usbekistan und stößt dort auf Anschlussschwierigkeiten. Anschlussschwierigkeiten spielen auch in dem letzten Neustart eine große Rolle. Schließlich erzählt Summer of Soul von dem Harlem Cultural Festival, welches zwar im selben Jahr wie das legendäre Woodstock stattfand, im Kontrast zu diesem aber schnell in Vergessenheit geriet. In einem durch Rassismus gespaltenen Amerika traten 1969 in einem Park in Harlem sechs Wochen lang ausschließlich schwarze Musiker*innen auf. Ahmir „Questlove" Thompsons Dokumentarfilm feiert afroamerikanische (Musik-)Geschichte, Kultur und Mode und wurde bereits mit einem Oscar ausgezeichnet.

Wer sich speziell mit der Deutschen Gesellschaft und deren Wandel befassen möchte, der sollte sich auf keinen Fall die Filmreihe zu den Regisseuren Detlef Gumm und Hans-Georg Ulrich entgehen lassen. Die beiden Dokumentarfilmer beobachten seit 1973 in Partnerarbeit verschiedenste Ecken und Milieus Deutschlands. Egal ob Berlin, Franken, oder Gelsenkirchen: Sie finden stets interessante Kuriositäten, die sie mit ihrer Kamera festhalten. Auf diese Weise sind mehr als 120 Filme entstanden. Die >Ethnographen des Alltags< werden am 24. und 25. Juni im Filmhaus zu Gast sein.

Im Rahmen der zweiten Ausgabe des queerfeministischen und intersektionalen Festivals Body On werden am 16. und 18. Juni die Filme „Rote Ohren fetzen durch Asche" und „I am the Tigress" gezeigt. Diese Filme denken über Geschlechterrollen,- sowie Performativität und mögliche Bilder der Zukunft nach.

Mehr Filme unter www.filmhaus.nuernberg.de oder online in kino3: https://filmhaus.nuernberg.cinemalovers.de

Stand: 24.05.2022

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