Filmstart: 27.1.; Regie: Paul Thomas Anderson; Darsteller: Alana Haim, Cooper Hoffmann, Sean Penn, Tom Waits, Bradley Cooper
Mit „Boogie Nights, „Punch-Drunk Love" oder „Magnolia" avancierte Paul Thomas Anderson zum Regie-Darling der Arthaus-Szene. Als jüngsten Streich serviert der Indie-Filmer nun „Lakritz-Pizza" - fast klar, dass dieser Titel programmatisch ist: Ziemlich absurd, verspielt und vorwiegend albern bis sinnlos! Dazu passen kurze Coolness-Auftritte von Sean Penn über Tom Waits bis Bradley Cooper. Derweil Anderson seinen 2014 verstorbenen Stammschauspieler Philip Seymour Hoffman kurzerhand durch dessen Sohn Cooper Hoffman ersetzt. Dieser spielt den selbstbewussten Teenager Gary, der sich Anfang der 70er Jahre in die zehn Jahre ältere Fotografin Alana verliebt. Der Altersunterschied stört den 15-jährigen Pickelkopf so wenig wie seine eher moppelige Erscheinung. Gary sprüht nur so vor Selbstbewusstsein, was seine Herzensdame schwer beeindruckt. Dass seine Karriere als Kinderdarsteller ins Stottern gerät, stört den Teenager wenig. Er engagiert sich längst als Unternehmer, der mit Wasserbetten auf den riesigen Reibach hofft. Seine Pizza (die im Film natürlich gar nie vorkommt!) präsentiert Anderson in kleinen Episoden-Häppchen: Cineastisches Finger-Food statt dem großen Kino-Menü nach klassischem Coming-of-Age-Rezept. Da gibt es den Hollywood-Produzenten als klassischen Kotzbrocken. Sexismus und Rassismus feiern ihre fröhlichen Urstände à la „Once Upon A Time...In Hollywood". Wobei der gesellschaftskritische Blick stets mit vergnüglicher Lässigkeit serviert wird. Mit wenigen Pinselstrichen ist die Öl-Krise gemalt. Leere Tankstellen führen zu Kraftstoffklau. Bei Anderson entsteht daraus eine Slapstick-Parade der absurden Art. Nächtliche Rückwärtsfahrten mit einem LKW am Berg geraten dann so überraschend und grotesk wie jener Frosch-Regen in „Magnolia". Mit dieser Wundertüte bleibt Autor und Regisseur P.T. Anderson seinem Ruf als wunderbarer Kino-Magier und Geschichtenerzähler der verpielten Art einmal mehr treu.
Dieter Oßwald
Stand: 09.02.2022
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