Online für Anfänger

Filmstart: 29.10.. Regie: Benoît Delépine & Gustave Kervern
Darsteller: Blanche Gardin, Denis Podalydès, Corinne Masiero, Michel Houellebecq

Nervige Captcha-Felder auf der Webseiten-Anmeldung. Endlos-Warteschleifen bei Hotlines. Vergessene Passwörter. Penetrante Werbeanrufe von Callcentern - gegen solche Windmühlen digitaler Errungenschaften haben drei wackere Franzosen in dieser Komödie schier pausenlos zu kämpfen. Der Wiedererkennungseffekt beim Publikum fällt da so groß wie das Mitgefühl für diese Verzweifelten. Prompt avancierte das Werk in seiner Heimat mit über 500.000 Zuschauern zu einem der erfolgreichsten Kinofilme, auf der Berlinale gab es den Bären in Silber. „Ich sehe überall Monat-Flatrates von 20 Euro und zahle selbst 70 Euro!", wundert Marie sich bei ihrem Telefonanbieter. Da wäre eben nicht alles inklusive, erfährt sie vom pampigen Callcenter, bevor sie aus der Leitung geworfen wird. Weiter gehen die kafkaesken Geschichten mit Endlos-Warteschleifen bei Hotlines, dem nervtötenden Ankreuzen verschwommener Zebrastreifen-Bildchen oder jener panischen Suche nach dem verlegten Passwort, von denen dutzendfache Varianten mit Filzstift an der Kühlschrankwand notiert sind. Bei so viel Wiedererkennungswerten können die Zuschauer nickend mitleiden mit diesen Helden von nebenan. In ihrem zehnten Streich widmet sich das Regie-Duo Benoît Delépine und Gustave Kervern einmal mehr den großen Sorgen kleiner Leute. Ihre Figuren mögen etwas schlicht gestrickt ausfallen, dafür werden sie mit umwerfender Komik spielfreudig präsentiert. An Pointen, Situationskomik und Dialogwitz herrscht kein Mangel: vom „kostenlosen Anti-Virenprogramm für 14 Euro im Monat" über die chronisch geschlossene Postfiliale bis zum teuren Gemüse-Abo, das selbst der Tod nicht scheidet. Nicht alle Gags gelingen, bei einem solchen Füllhorn an Späßen ist ein bisschen Schwund freilich problemlos zu verschmerzen. Als Klasse für sich erweist sich die Hommage an den legendären „Verrückt nach Mary"-Gag. Sowie der Gastauftritt von Besteller-Provokateur Michel Houellebecq, der im Laden von Bertrand einen ganz besonderen Kaufwunsch äußert...

Dieter Oßwald