Kinostart: 29.7.; Regie: Thomas Vinterberg
Darsteller: Mads Mikkelsen, Thomas Bo Larsen, Magnus Millang
„Der Mensch ist mit einem halben Promille Alkohol zu wenig geboren worden!", diese Erkenntnis des norwegischen Psychiaters Finn Skårderud wollen vier Freunde mit einem hochprozentigen Experiment überprüfen. Lehrer Martin (Mads Mikkelsen) überredet seine Kumpel, sich täglich die Kante zu geben. Die Erfolge sind enorm: Im Job und in der Beziehung läuft es plötzlich bestens, die Midlife-Krise scheint wie weggeblasen. Auch bei den drei anderen sorgen Wein und Wodka für ungeahnte Euphorie. „Wir trinken nur während der Arbeit!" wird gemeinsam beschlossen. Mit Hemingway und Churchill sind schnell berühmte Vorbilder gefunden, die mit Sekt statt Selters ihre besten Leistun-gen erbrachten. Die feuchtfröhliche Stim-mung hält jedoch nicht ewig, bald wird die selbst gesetzte Promillegrenzen regelmäßig überschritten. „Wir sind keine Alkoholiker, weil wir selbst entscheiden, wann wir trinken", macht Martin sich selber Mut. Tatsächlich ist das Experiment längst aus dem Ruder geraten - so außer Kontrolle wie besoffene Politiker von Boris Jelzin über Junkers bis Orban oder Breschnew bei peinlichen TV-Auftritten. Im Rausch randaliert man bei der Lehrerkonferenz, im Supermarkt oder schließlich im Pub. Die Sucht eskaliert und fordert immer gravierendere Opfer. Wie schon in „Die Jagd" beim Thema Kindesmissbrauch, zeigt der dänische „Dogma"-Erfinder Thomas Vinterberg bei diesem Drama über die Volksdroge Nummer 1 ein gutes Händchen für heikle Stoffe. Wie dort übernimmt Ex-Bond-Bösewicht Mads Mikkelsen abermals die Hauptrolle und präsentiert sich mit einer charismatischen Mischung aus Coolness und Verletzbarkeit: Allein sein furioses Finale im Tanzschritt an der Hafenmauer hat absolute Klassiker-Qualitäten. Ein packendes Drama ohne Kitsch und Sentimentalitäten.
Dieter Oßwald
Stand: 27.07.2021
Am 25.4. verbindet Mine im E-Werk vielfältige Einflüsse mit verschiedenen Sounds und Instrumenten – Alles außer langweilig!