Head Full Of Honey

Filmstart: 21.3.; Regie: Til Schweiger
Darsteller: Nick Nolte, Matt Dillon, Emily Mortimer, Sophia Lane Nolte

Bei Schweiger tilt das Feuilleton - und das Publikum strömt. Sein „Honig im Kopf" lockte vor vier Jahren über 7,4 Millionen Besucher und rutschte in die Top 5 der erfolgreichsten deutschen Filme. Bei Schweigers Remake auf englisch tilt das Feuilleton noch mehr. Nach sechs Tagen Spielzeit flog der Film aus den US-Kinos. Weshalb der Verleih seinem deutschen Geldesel das Kinoleben so schwer machte, ist rätselhaft. Keine PR-Kampagnen für ein Blockbuster-Remake mit veritablen Hollywood-Stars. Stattdessen ein winziger Plattformstart. Die obligatorische Häme hierzulande ließ nicht lange auf sich warten. Der größte Flop aller Zeiten? Künstlerisch keineswegs, das Remake gerät so emotional wie das Original. Wie einst Dieter Hallervorden gibt der dreifache Oscar Nominee Nick Nolte den umnachteten Großvater Amadeus. Als er mit seinem Alltag immer schlechter zurechtkommt, holt ihn sein erfolgreicher Sohn Niko von Amerika in sein luxuriöses Familienheim nach London. Die Schwiegertochter reagiert zunehmend gereizt auf das Chaos, das Amadeus alsbald in ihrem trauten Anwesen anrichtet, umso mehr freut sich Enkelin Tilda über den Besucher. Sie zeigt instinktiv Empathie und findet den richtigen Umgang mit ihrem vergesslichen Opa. Als der Kinderarzt ihr erklärt, wie gut alte Erinnerungen auf demente Patienten wirken, reist die Elfjährige mit dem Großvater nach Venedig, wo Opa einst seine Flitterwochen verbrachte. Im Unterschied zum Original lässt das Remake dem Streit des Ehepaares mehr Raum. Wenn zwischen Matt Dillon und Emily Mortimer die Fetzen fliegen, lässt es Schweiger auch bei Schnitt gehörig krachen. Wer erleben möchte, wie Schauspiel-Ikone Nick Nolte den Part von Dieter Hallervorden stemmt, wird bestens bedient. So langweilig wie das ewige Schweiger-Bashing ist der Film bei weitem nicht.
Dieter Oßwald