Film
 

Filmhaus Nürnberg 02-19

Paul Schrader, der 1946 in Grand Rapids, Michigan, in eine streng calvinistische Familie geboren wurde, hat übers Schreiben begonnen, sich dem Kino zu nähern, als Kritiker, Essayist und Drehbuchautor. „Yakuza" war sein erstes verfilmtes Drehbuch, mit „Blue Collar" wurde er schließlich Regisseur. Seine filmische Schaffenszeit erstreckt sich mittlerweile auf über vier Jahrzehnte, seine große Zeit waren die 70er Jahre. Bei den letztjährigen Filmfestspielen in Venedig sorgte sein neuester Film „First Reformed" (2017), der seit Ende Januar im Filmhaus zu sehen ist, mit begeisternden Kritiken für Aufsehen. Dies nimmt das Filmhaus Nürnberg zum Anlass, Schrader mit einer 7 Filme umfassenden Werkschau zu ehren. Neben den Erstlingswerken „Yakuza" und „Blue Collar" können folgende Filme entdeckt werden: „Hardcore – ein Vater sieht rot", zeigt einen Calvinisten, der seine Tochter in der Porno-Szene L.A.s sucht. In „Taxi Driver" will ein Taxifahrer New York von Abschaum befreien. Ein Callboy, der zum Mordverdächtigen wird, begegnet dem Zuschauer in „Ein Mann für gewisse Stunden". Der Boxer LaMotta ist im Ring und im Privatleben „Wie ein wilder Stier". „Mishima – ein Leben in vier Kapiteln" beschreibt den umstrittenen japanischen Schriftsteller, der Seppuku beging und „Light Sleeper" folgt einem Drogendealer. Parallel dazu zeigt das KommKino weitere Schrader-Filme in analogen 35-mm Kopien.
Als Erstaufführungen werden im Februar die vier Kapitel der Serie „Streetscapes" des Regisseurs Heinz Emigholz zu sehen sein, die sich mit künstlerischem Schaffen und dem Erleben von Architektur beschäftigen. Obwohl jedes Kapitel ein eigenständiger Film ist, hängen alle auf unterschiedlichste Weise miteinander zusammen und erklären sich gegenseitig. In „Die Blüte des Einklangs" reist die Französin Jeanne, verkörpert von Juliette Binoche, auf der Suche nach einer seltenen Heilpflanze nach Japan. „Asche ist reines Weiß" erzählt von Qiao, die ins Gefängnis ging, weil sie ihren Mann, den Bandenführer Bin, rettete und ihn nun sucht. „Yours in Sisterhood" ist eine dokumentarische Inszenierung: Regisseurin Irene Lusztig bat Frauen, Leserbriefe, die vor 40 Jahren an die feministische Zeitschrift „Ms." gingen, vorzulesen und zu kommentieren – leider haben die beschriebenen Diskriminierungen nicht an Aktualität verloren. „Yours in Sisterhood" läuft im Rahmen der „8. FrauenFilmTage", die zum 28. Februar eröffnet werden. Die Festivalfilme zeigen u. a. Entwicklungen der Frauenbewegung im Kontext der Geschichte auf: Die erste Welle des Feminismus brachte vielen Frauen in westlichen Ländern zwar das Wahlrecht, doch erst mit der zweiten Welle in den 60er und 70er Jahren gelang es, die Gleichstellung in den Bereichen Bildung und Recht ins Rollen zu bringen. Auch in Deutschland begannen Frauen, wie die Regisseurin und Mitbegründerin der neuen deutschen Frauenbewegung Helke Sander, Ende der 60er Jahre, sich gegen ihre Diskriminierung aufzulehnen. Ihr Film „Der subjektive Faktor", den sie persönlich im Filmhaus vorstellen wird, rekonstruiert Ereignisse von 1967 bis 1970. Zu Gast ist auch die Regisseurin Susanne Helmer mit „Melanie – Das Quelle Modell", einer Mischung aus fiktiver und echter Biographie. Solidarität und gemeinschaftliches Engagement findet man bei „Everything but Oom-pa-pa – Das Frauenblasorchester Berlin". „Monika Hauser – Ein Portrait" zeigt den Kampf gegen sexualisierte Gewalt. „Embrace – Du bist schön" tritt für ein positiveres Körperbild ein. „The Miseducation of Cameron Post" erzählt von einer lesbischen Schülerin, die „umerzogen" werden soll. In „I am not a Witch" wird ein zehnjähriges Mädchen in Afrika als Hexe angeklagt und „Hidden Figures – Unbekannte Heldinnen" erzählt von den afroamerikanischen Mathematikerinnen, die der NASA die erste Erdumrundung ermöglichten.

Stand: 13.02.2019

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