Filmstart: 18.10.; Regie: Milko Lazarov
Darsteller: Mikhail Aprosimov, Feodosia Ivanova, Galina Tikhonova u.a.
Die einzige Verbindung zur Zivilisation scheinen die in großer Höhe vorbeiziehenden Flugzeuge zu sein. Dann stiert Nanouk (Mikhail Aprosimov) in den Himmel und sagt – nichts. Wie meistens. Zusammen mit seiner Frau Sedna (Feodosia Ivanova) lebt Nanouk so, wie es die Vorfahren seit Jahrhunderten getan haben: mitten im Ewigen Eis Ostsibiriens in einer Jurte aus Rentierfell, vom Jagen und Fischen lebend, ihr einziger Begleiter: der treue und niemals bellende Schlittenhund. Von Beginn an passt Ko-Autor und Regisseur Milko Lazarov sein Erzähltempo dem seiner beiden Protagonisten an – und da gibt es nur wenig Hektik. Nanouk bohrt stoisch Löcher ins Eis, Nanouk baut Fallen, die beiden liegen abends nebeneinander und erzählen sich Erinnerungen, Träume oder Märchen. Und so langsam kristallisiert sich heraus, dass das alte Paar auch eine Tochter hat: Ága (Galina Tikhonova). Ihr Kapitalverbrechen scheint es gewesen zu sein, diesem harten Leben in der Eiswüste den Rücken gekehrt zu haben, mehr erfährt man nicht. Überhaupt ist Lazarov Atmosphäre und Lebensstil wichtiger als eine stringente Erzählung.
Dafür protzt er mit Landschafts- und Gesichtsbildern von vollkommener Schönheit, sodass man mitunter vergisst, dass es sich hier nicht um einen Dokumentarfilm handelt, sondern um einen Spielfilm mit gecasteten Schauspielern. Themen wie Klimaerwärmung und die Pflege der Traditionen werden eher beiläufig angeschnitten, vieles bleibt vage. Dennoch: Die Szenerie ist eindrucksvoll und das Finale herzerweichend. So herzerweichend wie der Umgang von Sedna und Nanouk miteinander: ein eingespieltes Team am Ende der Welt.
Martin Schwarz
Stand: 09.10.2018
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