Love, Simon

Filmstart: 28.6.; Regie Greg Berlanti
Darsteller: Nick Robinson, Jennifer Garner, Josh Duhamel

Der Film ist schlecht - und das ist gut so! Die unterste Schublade in der Klischeekiste von Teenie-Schnulzen erobert zu haben, mag als Triumph gelten: Mehr Normalität kann schwules Kino schließlich kaum erreichten. Das schlichte Coming Out trifft Coming of Age-Drama erzählt vom 17jährigen Simon, der in einer schrecklich netten Familie aufwächst und ganz arg liebe Freunde hat. Die Bilderbuch-Idylle wird allein dadurch getrübt, weil der schwule Simon seine sexuelle Orientierung noch verheimlicht und allenfalls verschämt dem knackigen Gärtner oder einem flirtenden Waffelverkäufer schmächtige Blicke hinterher wirft. So trifft es sich prima als die beste Freundin von einem Blog berichtet, wo ein gewisser „Blue" von seiner heimlichen Homosexualität erzählt. Begeistert plappert Simon fortan als „Jacques" mit seinem anonymen Seelenverwandten. Der miese Mitschüler Martin bekommt Wind von den Chats und erpresst den sensiblen Helden: Simon soll ihn mit dessen hübscher Freundin Abby verkuppeln, sonst droht die Petze mit dem totalen Outing. Erst knickt der Teenager ein, irgendwann nimmt er allen Widrigkeiten zum Trotz seinen ganzen Mut zusammen und wagt das Coming Out. Klar, die schrecklich nette Familie reagiert darauf ebenso begeistert wie die ganz arg lieben Freunde - ob zum Happyend am Riesenrad vielleicht gar noch jener geheimnisvolle „Blue" auftaucht? Der offen schwule Regisseur Greg Berlanti hat mit der RomCom „So spielt das Leben" seinen Mut zur gnadenlosen Durchschnittlichkeit bewiesen. Was mit Katherine Heigl recht ist, kann auch mit schwulem Personal billig sein. Das denkbar dünne Drehbuch dieser Schmonzette taugt absolut als unfreiwillige Satire. Die eindimensionalen Figuren samt deren ulkige Darsteller wirken so hölzern wie ein Augsburger Puppenkiste-Albtraum mit Barbie-Puppen.

Dieter Oßwald