Der Hauptmann

Filmstart: 15.3.;
Regie: Robert Schwentke
Darsteller: Max Hubacher, Milan Peschel, Alexander Fehling, Frederick Lau u.a.

Norddeutschland im April 1945. Der Krieg ist verloren, viele Soldaten irren durch die Landschaft, verfolgt von uniformierten Landsmännern, die sie wegen Desertion hinrichten wollen. Auch der 19-jährige Gefreite Willi Herold (Max Hubacher) wird von einem Trupp unter dem deutschen Offizier Juncker (Alexander Fehling) gejagt, er kann aber entkommen – und findet in einem verlassenen Offiziersauto einen Koffer mit einer Hauptmannsuniform. Er zögert kurz, streift sie dann über und findet in dem einfachen Soldaten Walter Freytag (Milan Peschel) schnell einen willigen Untergebenen für den Herrn „Hauptmann". Doch was tun mit der Macht der Uniform? Anderen ums Überleben kämpfenden Schicksalsgenossen helfen? Möglichst schnell das Weite suchen? Nicht so Herold: Er schart eine Gruppe herumlungernder deutscher Soldaten um sich, unter ihnen der aggressive Kipinski (Frederick Lau) – die „Kampftruppe Herold" ist geboren. Ihre vermeintliche Aufgabe: Die Lage hinter der Front auszukundschaften, Befehl von ganz oben. Was diese Truppe nun in einem Gefangenenlager alles anrichtet, soll hier nicht verraten werden, nur so viel: Nach sechs Jahren unmenschlichem Krieg mit unmenschlichen Gräueln sind viele der Beteiligten derart abgestumpft, das alles möglich ist.
Nach zwei Filmen in der Heimat legte der 49-jährige Schwabe Robert Schwentke eine veritable Karriere in Hollywood hin, mit Filmen wie „Flight Plan" oder „R.E.D. – Älter. Härter. Besser." Nun ist er für diesen Film nach Deutschland zurückgekehrt, weil er seinen „Film über Gewalt und die nationalsozialistische Vergangenheit" drehen wollte. Dieser ist nun mit seinen harten Schwarzweißbildern (Kamera: Florian Ballhaus) und den grauenhaften Ereignissen meilenweit vom „Hauptmann von Köpenick" entfernt, in dem ja ebenfalls einen Offiziersuniform eine zentrale Rolle wird. Ein kompromissloses Kriegsdrama, das zeigt, wozu Menschen fähig sind und bei dem die Frage „Wie hätte ich mich verhalten?" stets mitschwingt.

Martin Schwarz