Filmstart: 28.12.; Regie: Yorgos Lanthimos
Darsteller: Colin Farrell, Nicole Kidman, Barry Keoghan
Wer wäre berufener für eine griechische Tragödie als ein griechischer Regisseur? Yorgos Lanthimos mag der einzige, international bekannte Regisseur seines Landes sein - umso größer fällt sein Kultstatus nach nur drei Filmen aus. Cannes. Venedig. Oscar-Nominierungen. So lassen sich auch Stars locken. Colin Farell (der schon in der Farce „Lobster" auftrat) und Nicole Kidman geben hier das glückliche Ärztepaar mit zwei netten Kindern. In die Idylle platzt der Halbwaise Martin, ein überaus freundlicher Teenager. Bald lässt der nette Martin die Maske fallen und mutiert zum eiskalten Monster. Des Teufelsbraten perfider Plan ist perfekt: Vier quälende Phasen bis zum finsteren Finale. Der smarte Doktor sucht verzweifelt nach Auswegen. Der Countdown der Zeitbombe tickt gnadenlos. Lässt sich die Katastrophe noch verhindern? So minutiös der Babyface-Psychopath seinen teuflischen Vergeltungsplan umsetzt, so rigoros inszeniert Regisseur Lanthimos die klassische Schuld-und-Sühne-Tragödie. Mit zwingender Logik setzt sich die beklemmende Story in Gang, mit psychologischer Präzision werden die Figuren wie auf einem Schachbrett verschoben. Die Kamera bleibt bei dieser Versuchsanordnung auffallend auf Distanz, der visuelle Stil setzt auf eiskalte Atmosphäre, derweil die oft künstlich überhöhten Dialoge für weitere Verfremdung sorgen. Farell und Kidman liefern eine Glanzleistung als biederes Pärchen, das sehenden Auges in die ausweglose, große Katastrophe trudelt. Für den irischen Newcomer Barry Keoghan („Dunkirk") dürfte der Auftritt zum Karriere-Kick geraten. Jamas!
Dieter Oßwald
Stand: 11.12.2017
Am 25.4. verbindet Mine im E-Werk vielfältige Einflüsse mit verschiedenen Sounds und Instrumenten – Alles außer langweilig!