Filmstart: 1.11.
Regie: Cate Shortland;
Darsteller: Sakia Rosendahl, Kai Malina, Nele Trebs u.a.
Einer der begehrtesten Publikumspreise weltweit ist jener vom Filmfestival in Locarno, wo sich zu jeder Open-Air-Vorführung Anfang August auf der Piazza Grande 8.000 Kinofans einfinden. 2012 ging dieser Preis an „Lore". Ein höchst ungewöhnliches Sujet hat sich die Australierin Cate Shortland für ihren zweiten langen Kinofilm nach dem umjubelten „Somersault" (2004) ausgesucht: eine Flucht von Kindern hochrangiger Nazis zu Kriegsende durch ganz Deutschland. Vom Säuglingsalter an hat die im Frühjahr 1945 15-jährige Lore (eindrucksvoll: Saskia Rosendahl) die menschenverachtende Ideologie der Nazis eingetrichtert bekommen und verinnerlicht. Doch nun ist der Krieg verloren, Vater und Mutter verschwunden. Mit ihren jüngeren Geschwistern muss sich Lore durch ganz Deutschland bis an die Küste im Norden zur Großmutter durchkämpfen. Eine gefährliche Reise beginnt durch ein zerstörtes Land, in dem keine Gesetze mehr gelten, in dem sich der Frontverlauf ständig ändert und man niemandem trauen darf. Unterwegs begegnen sie dem etwas älteren Thomas. Und Lores ins Wanken geratenes Nazi-Weltbild bröckelt noch mehr: Könnte es sein, dass Thomas ein jüdischer KZ-Überlebender ist?
In Deutschland und auf Deutsch gedreht lebt „Lore" von seinen authentisch anmutenden Bildern. Das Chaos um die Geschwister herum spiegelt das Innenleben der Titelfigur, die ganz allmählich begreifen muss, dass die ihr eingetrichterte Ideologie für all das Leid um sie herum verantwortlich ist. Der jungen Saskia Rosendahl gelingt die Gratwanderung, Lore trotz ihrer schlimmen Einstellung nicht gänzlich abstoßend zu zeigen. Ein intensives Drama, das tief in seine Figuren blickt.
Martin Schwarz
Stand: 25.10.2012
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