Moskitoo

Die in Tokio geborene und in Sapporo, Hokkaido, aufgewachsene Elektronik-Ambient-Klangkünstlerin und Sängerin Moskitoo, die u.a. auch mit dem verstorbenen Ryuichi Sakamoto zusammenarbeitete, legt nach elf Jahren ihr drittes Soloalbum „Unspoken Poetry" (HEADZ/WEATHER) vor. Inspiriert von ungelesenen, nicht erzählten Fragmenten von Poesie, An- und Abwesenheit und die Verflechtung von Zeitlinien. Moskitoo hat alle 11 Tracks selbst komponiert, neben ihrer Stimme und elektronischen Instrumenten, Gitarre, Glockenspiel und Spieluhr enthält das Album Klänge, die von Steinen, Holz, Nicht-Instrumenten wie Videomaterial und Testaufnahmen stammen, die sie zu einer ätherisch-zarten, verschwommenen Klanglandschaft verwebt, subtil geschichtet, dekonstruiert und rekonstruiert, so dass sich die Texturen und Konturen der Musik verändern sowie die Grenzen zwischen Fantasie und Realität auflösen. Aus improvisierten Ideen, zufälligen Fehlern und unbeabsichtigten Klängen lässt sie komplexe-ätherisch-mäandernde Soundscapes entstehen. „Während der Arbeit an diesem Album wurde ich von einer antiken Postkarte inspiriert, die ich einmal erworben hatte. Eine persönliche Nachricht, die irgendwie auf einem Markt verkauft wurde, überquerte Ozeane und Zeit und erzählt mir nun die Geschichte vergangener Tage. Von einem Menschen zum anderen, vor hundert Jahren. Ich frage mich, ob sie jemals den vorgesehenen Empfänger erreicht hat. Ich hatte das Gefühl, dass die Anwesenheit von etwas seine Abwesenheit hervorhebt, oder dass sie vielleicht sogar in der Abwesenheit seine Form formt. Der Begriff „Ungesprochene Poesie" kam mir in den Sinn und wurde allmählich zur Inspirationsquelle", erklärt Moskitoo. Die dazu von ihr kreierte Klangqualität sollte eine Textur schaffen, die sich wie ein vergessenes Werk anfühlt, das in eine Zukunft ohne seinen Schöpfer gerettet wurde - eine verschwommene Qualität wie altes Strohpapier.

Jürgen Parr