Carminho

Carminho gilt als eine der ganz großen Fadistas, was sie auf ihrem sechsten Album „Portuguesa" (Parlophone/Warner) in 14 Songs, die auch von ihr produziert wurden, mit kraftvoller Leidenschaft unter Beweis stellt. Die Musikerin steuerte neben weiteren Songwritern auch einen Teil der Texte und traditionellen Fado-Kompositionen bei. „Portuguesa" ist das Resultat zehn konzentrierter Tage in den Namouche Studios im März 2022, genauso flossen jedoch die beiden vorherigen Jahre darin ein. Ich bin immer auf der Suche nach diesem ganz speziellen Schwindelgefühl, bei dem ich mit neuen Kombinationen derselben Grundzutaten meine Identität finden kann. Das hier ist meine Geschichte, meine Ursprünge, meine Einflüsse und die Musik, in der ich mich wiederfinde", erklärt sie zum Entstehen des Albums. Es finden sich Fremd- und Eigen-kompositionen, die in akustische, elektrische sowie elektronische Sounds eingebunden sind, begleitet wird sie dabei von André Dias an der portugiesischen Gitarre, Flávio César Cardoso an der klassischen Fado-Gitarre, Tiago Maia am akustischen Stand-Bass, Pedro Geraldes an der E-Gitarre und schließlich João Pimenta Gomes am Mellotron. Fado ist in der DNA von Carminho, denn auch ihre Mutter Teresa Siqueira ist eine Fado-Künstlerin. So ist es nur logisch, dass die Lissabonnerin Maria do Carmo de Carvalho Rebelo de Andrade schon mit 12 Jahren ihren ersten öffentlichen Auftritt hatte, 2009 dann das erste Album („Fado"), 2012 dann „Alma", 2014 „Canto", 2016 Carminho Canta Tom Jobim" schließlich 2018 „Maria". Der Titel „Portuguesa" meint die portugiesische Identität, die nach wirtschaftlich schweren Zeiten wieder an Bedeutung gewonnen hat. Auch der klassische Fado wurde von der jüngeren Generation als Sprachrohr ihrer Bedürfnisse wiederentdeckt, den Carminho behutsam modernisiert und weiterentwickelt.

Jürgen Parr