Avalon Emerson & The Charm

Eine bemerkenswerte stilistische Entwicklung: „Avalon Emerson & The Charm" (Another Dove) entstand während einer längeren Pause vom hektischen Leben als Tournee-DJ und ist ein langgehegtes Lieblingsprojekt der US-Amerikanerin Avalon Emerson abseits von DJ-Pult und der Ekstase instrumentaler Tanzmusik. So stehen ihre Gefühle und vor allem ihre Stimme im Mittelpunkt. Bisher als Solistin nur mit sich selbst unterwegs, nahm sie sich Mitstreiter dazu, ganz vorne der britische Avant-Pop-Nerd Bullion, der das Album produzierte und Emersons Vorliebe für schillernde, wohlfließende zart-schwebende Pop-Melodien teilte. In „Sandrail Silhouette" erkundet Emerson das Indie-Genre mit einem melodischen Gitarrenriff und einem langsamen Schlagzeugbeat: „Für mich geht es in diesem Song um Größenordnungen und darum, wie die Erosion der Zeit alte Trennungen abnutzen und Meilensteine in den Fokus rücken kann. Es geht um die Kürze unseres Lebens im Schatten eines 1000 Jahre alten Baumes. Die Saat von „Sandrail" wurde vor ein paar Jahren in L.A. gepflanzt, als meine Frau Hunter auf ihrem Jazzmaster klimperte und ich ein paar Akkorde auf einem Hydrasynth zupfte. Letztes Jahr habe ich die Schnipsel dann mit Bullion ins Studio gebracht. Wir dehnten es auf ein paar Minuten aus, fügten ein paar Drums hinzu und ich schrieb einige Gesangsmelodien und lyrische Gedanken zu Dingen, die mir in letzter Zeit durch den Kopf gingen". Feinziselierter, tiefentspannter Dream-Pop, dem ein entrückter Dezent-Grundgroove innewohnt, der die Titel kraftvoll über ein rosa Einlull-Level erhebt und an Synthi-Electro-Pop-Club-Geschraube entlang cruist (wie zum Beispiel „Dreamliner" oder „A Dam Will Always Divide").

Jürgen Parr