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Club News 12-22

Romare - Fantasy

Auch schon wieder 10 Jahre her, seitdem der Londoner DJ und Produzent Archie Fairhurst unter dem Namen Romare, eine Homage an den afroamerikanischen Cut-up-Künstler Romare Bearden, veröffentlicht. Vor 9 Jahren hatte ich ihn zu Gast bei meiner confused-Party, einer der angenehmsten Bookings. Mit „Fantasy" [you see] ist sein vierter Longplayer erschienen, nicht mehr auf dem eingesessenen Ninja Tune Label, sondern als erster Release auf seinem eigenen. Und ich hab das Gefühl, er wird wieder mutiger, experimenteller. Stimmen kommen neben den charakteristischen Samples mehr zum Einsatz, Elemente aus 70er Jahre Fantasy-Kino, die housigen Tracks werden oft zu Songs, Songwriter-Clubmusik quasi, die auch sehr gut zu Hause goutiert werden kann, dennoch zuweilen ganz schön auf den Dancefloor schiebt. Der Künstler selbst dazu: "The inspiration of Fantasy came from long walks and fantasy films during lockdown. I used to draw monsters and mythical creatures as a child and that interest was reignited in isolation. The album is dedicated to my dad, so I've combined photos he took as a young man with my own from recent walks, to build a fantasy land and sea." Wenn House, dann bitte so!!

Dass Uganda in Sachen Clubmusik bei mir seit ein paar Jahren hoch im Kurs steht, haben regelmäßige Leser*innen gewiss bereits mitbekommen. Nachbarland ist die Republik Kongo, in deren Hauptstadt Kinshasa sich 2003 eine Formation um Pisco Crane bildete, der in der lokalen Rapszene vernetzt war und später aus diversen entsorgten Utensilien Instrumente baute. Über die Jahre wuchs der Bekanntheitsgrad von Fulu Miziki, wie die sechsköpfige Band sich nennt, in der Subkultur von Kinshasa, ihre utopische Vision einer Zukunft war ansteckend und die Performancekünstlerin und Modedesignerin Lady Aisha schloss sich ihnen an. Als die Welt 2020 im Lockdown verharrte gingen Videoaufnahmen viral und ihr Bekanntheitsgrad wuchs exponentiell. In den Nyege Nyege Studios in Kampala haben sie daraufhin Material aufgenommen, um ihren Sound zu dokumentieren und ein Album zu veröffentlichen – eine rasende, innovative Mixtur aus industriellen Sounds, spirituellem Jazz, einer Punk-Attitüde, Soukous, einem kongolesischen Dance-Genre. Treibende Rhythmen, fordernde, abwechslungsreiche Percussions, weirde Sounds, mehrstimmiger Gesang – eine grossartige Party: "N'Djila Wa Mudujimu" von Lady Aicha & Pisko Crane's Original Fulu Miziki of Kinshasa.

Das in Berlin ansässige Pan-Label von Bill Kouligas steht seit knapp 15 Jahren für experimentell-innovative elektronische (Club)musik – von Objekt über Eartheater und Pan Daijing zu Yves Tumor. Gerade erschien von Lala &ce and Low Jack das Album „Baiser Mortel (The Kiss of Death)" [pan]. Schwere Bässe, Klicks und Bleeps, französischer Sprechgesang unterschiedlichster Vocalist*innen, der Soundtrack einer Theater-Performance, die letztes Jahr in Paris aufgeführt wurde und Ballett mit urbaner Folklore, Klangkunst mit Seifenoper verschmilzt. Ein Musical, das mich rein vom Sound sofort abholt und in den Clubkontext versetzt.

1998 erreichte mich die blaue „LP1" von Pole aka Stefan Betke ungefragt in einem Promopaket von Pias - echtes Vinyl! - und eroberte alsbald meinen Plattenspieler. Die Post-Indie-/Grungephase hatte mir schon lange nichts mehr zu sagen, Techno/IDM mich aber auch noch nicht abgeholt. Chain Reaction hatte ich noch nicht am Schirm... Pole war mein Ding, wie Satie in der Klassik, oder ein Eames Chair. Reduziert, stilsicher, zeitlos, und zeitweise, besonders live, auch voll clubtauglich. Design mit Kanten, urban und doch organisch. Nun kommt mit „Tempus" [mute] ein neues Album des in Berlin lebenden Rheinländers, Electronic-Dub mit Einflüssen aus Jazz und Electronica. Und wo ich das jetzt gerade über Kopfhörer höre ist es fast wie damals, mehr braucht´s nicht.

Meine Post-Dubstep Helden sind und bleiben wohl die beiden Engländer Mount Kimbie – ursprünglich war auch James Blake mit im Boot, z.B. als ich 2010 eine ihrer frühen Performances bei der Club Transmediale erleben durfte. Mit „Crooks and Lovers" [hotflush] haben sie im gleichen Jahr ein für sich stehendes grandioses Album veröffentlicht. Ihr viertes, gerade erschienenes „MK 3.5: Die Cuts | City Planning" [warp] ist ein Doppelalbum – je zur Hälfte von Kai Campos und Dominic Maker eingespielt, die seit Jahren an unterschiedlichen Orten – London und LA - leben. Zum einen mehr midtempo-soulig, songorientiert mit HipHop und R&B Einflüssen und diversen Vocalist*innen, zum anderen eher stringent, technoid, einem gewissen Sounddesign und avantgardistischer Electronica verhaftet. Kommt gut durch den Winter!!!

stefan wagner

Stand: 20.11.2022

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