Drew Daniel zieht einen mit seinem spacig-ambienten, jazzoid-fusion-angefunkten Schwurbel-Deep House auf „Is It Going To Get Any Deeper Than This?" (Thrill Jo-ckey/Indigo) seines Bandprojekts The Soft Pink Truth völlig auf den trancig-inspirierenden Dancefloor. Die Frage, die der Albumtitel stellt, wurde einst von einem Fan während eines Konzertes gestellt, und Drew sah sich genötigt, das auch adäquat musikalisch auf Albumlänge zu beantworten: Ja, es geht noch deeper! Drew ist eine Hälfte des Elektronik-Duos Matmos, Shakespeare-Gelehrter, Produzent und Klangkünstler. Eigentlich hat er das Projekt als Ventil gestartet, um neue Klänge außerhalb des Matmos-Kosmos zu erfor-schen, und dabei schüttet er ordentlich Rave, Black Metal und Crust Punk-Obskuritäten zusammen, um etablierte Genre-Erwartungen über den Haufen zu werfen. In den zehn Liedern des Albums führt die Aufforderung, „deeper" zu gehen, zu promiskuitiven Bewegungen durch die Genres Disco, Minimalismus, Ambient und Jazz und auf die Tanzfläche, er verbindet Old School-Disco mit House/Club der Jetztzeit mit dem augenzwinkernden Ret-rogefühl, aber klar ohne Retro-Kitsch, mit einer sehr persönlichen Hommage an Discogrößen wie Arthur Russell, Don Ray, Dr. Buzzard's Original Savannah Band und Mandré oder den Jazz-Funk von Creed Taylor und CTI Records. Bestes Beispiel der ultratrockene Funkgroove des Discobretts „Wanna Know". Zur Umset-zung stellte Daniel trotz Covid weltweit eine vierzehnköpfige virtuelle Disco-Band aus Freunden und Verbündeten aus dem gesamten Genrespektrum zusammen: M.C. Schmidt und Koye Berry (paino), Mark Lightcap (Acetone, Dick Slessig Combo/akustische /elektrische Gitarre), Jason Willett (Half Japanese/Bass), Nate Wooley (Trompete), Brooks Kossover (Drugdealer/Flöte), John Berndt und Andrew Bernstein (Horse Lords/Saxophon), sowie Ayoze de Alejandro Lopez (Shaker, Shekere, Tumba, Triangel, Cajon). Um den Genremix auch wirklich einzulösen, kommen Kammer-musikinstrumente wie Cembalo von Tom Boram, Harfe von Obadias Guerra, irische Harfe von Una Monaghan und üppige Streicherarrangements des türkischen Arrangeurs Ulas Kurugullu für Violine, Bratsche und Cello zum Zuge, die an das Love Unlimited Orchestra auf klassischen Barry-White-Alben erinnern. Ein üppiges, überbordendes facettenreiches und doch eingängig-poppiges Deep House-Vergnügen.
Jürgen Parr
Stand: 01.11.2022
Am 25.4. verbindet Mine im E-Werk vielfältige Einflüsse mit verschiedenen Sounds und Instrumenten – Alles außer langweilig!