Wohltemperierter, vollharmonischer Elektro-Pop mit düsterer Note aufgrund abgründiger, existenzialistischer Selbstfindungsmotive spielt die Hauptrolle auf dem Debüt „Lucky Me" (Chess Club/Better Things) der 24-jährigen Phoebe Green aus Manchester, die in ihrer Kindheit den Spitznamen „Shirley Temple des Nordens" ob ihrer roten Locken abholte. Die 13 Songs sind eine Art Selbstbefragung Phoebes, um Erklärungen für ihr Verhalten, ihre Widersprüche und Komplexität zu finden und schließlich zu Selbsterkenntnissen zu gelangen. Phoebe zum Album: „Es geht darum, sich schuldig zu fühlen, weil man geistig so im Arsch ist, obwohl man in vielerlei Hinsicht extrem privilegiert ist. Ich hatte so viel Glück, was meine Erziehung und mein frühes Leben angeht, dass ich mich deswegen fast unwohl und schuldig gefühlt habe, weil ich von klein auf glaubte, dass man sich Erfolg nur durch Leiden verdienen kann. Es ist frustrierend, weil ich trotz aller Privilegien immer noch verdammt traumatisiert bin, und ich finde das irgendwie demütigend. Als ich jünger war, habe ich mich definitiv hinter der Instrumentierung versteckt: Solange das cool war, war ich cool, oder was auch immer. Jetzt weiß ich, dass ich gewachsen bin, weil ich mehr Raum in einem Song einnehme. Ich wollte der größte Teil der Aufnahme sein. Es ist so persönlichkeitsorientiert, dass die Klänge die Dinge nur unterstreichen und nicht den ganzen Song dominieren." Sie erklärt, sie hat keine Angst mehr vor Gefühlen und ergänzt: „Ich möchte Musik für Leute wie mich machen. Wenn sie ankommt und sie sich weniger dumm fühlen, weil sie Emoti-onen haben, dann habe ich meine Aufgabe erfüllt." Und so packt sie ihre Eigentherapie auf dem Erkenntnistrip in eine popcharmante Mischung aus weich-schwelgerischen Harmonien zwischen Indie, zartem Dreampop, 80ies-Retro-Synthi-Electropop und groovigen Ohrschmeichlern mit dem Händchen für Hooks.
Jürgen Parr
Stand: 11.09.2022
Am 25.4. verbindet Mine im E-Werk vielfältige Einflüsse mit verschiedenen Sounds und Instrumenten – Alles außer langweilig!