Wenn Florence ihr neues, fünftes Album „Dance Fever" (Universal) nennt, darf der geneigte Hörer durchaus etwas für die Schwinghüfte erwarten. Aber weniger im Disco-Kontext, als im sprichwörtlichen Tanzthema mit Welcher-Goth-Drama-Note: Florence Welch hat für ihr neues Material die Faszination am historischen Phänomen Choreomania entdeckt. Es beschreibt das Zusammentreffen großer Gruppen von Menschen in der Renaissance, die wild zusammen tanzten, bis zu vollkommener Erschöpfung, Zusammenbruch und Tod. Womit wir wieder bei Florence wären, die sich ja schon seit über zehn Jahren auf den Bühnen der Welt bewegungstechnisch mehr als verausgabt. So zieht sich ihre Liebe zum Tanz wie ein roter Faden durch die vierzehn kraftvoll tanzbaren, manchmal dämonisch-unheilschwangeren, manchmal bittersüßen Titel, in denen Florence Dance, Synthi-Pop, Goth-Rock, Medieval-Folk, 70s Iggy Pop miteinander verschmilzt, das sie als „Nick Cave at the club" beschreibt und als „Märchen in 14 Liedern", im Stile von „Lucinda Williams oder Emmylou Harris und mehr", das für die Rückkehr der Clubs, der Live-Musik und des Tanzens auf Festivals nach der Pandemie gedacht ist, erklärt Florence. Inspiration fand sie zudem in den tragischen Heldinnen der präraffaelitischen Kunst Mitte des 19. Jahrhunderts in England, der Gothic-Fiction von Carmen Maria Machado und Julia Armfield, dem Horrorfilm „The Wicker Man", Filmen wie „The Witch" und „Midsommar". Inhaltlich beschäftigt sie sich mit ihrer Identität, Konzepten von Weiblichkeit und Männlichkeit oder auch ganz dezent mit der Suche nach Erlösung. Gewohnt hochdramatisch und Florence-theatralisch-exaltiert.
Jürgen Parr
Stand: 23.05.2022
Am 25.4. verbindet Mine im E-Werk vielfältige Einflüsse mit verschiedenen Sounds und Instrumenten – Alles außer langweilig!