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Bruno Pronsato

Die Clubs haben wieder offen, Caribou spielte letzte Woche sein mehrfach verschobenes Hallenkonzert in München und die Pandemie scheint, zumindest für den Sommer erstmal überstanden. Das nächste für nicht möglich gehaltene Ereignis nimmt in der Ukraine seinen Lauf... Für mich fühlt sich das noch unreal an und vielleicht mit ein Grund, dass ich noch nicht für das Primavera Sound Festival, das vom 02.-12.06. in Barcelona sein 20jähriges Jubiläum feiert, und das seit einigen Jahren neben Bands aus dem Indie- und Gitarrensektor, HipHop, etc. auch elektronische Produzen*innen wie Objekt, Blawan, Pangaea, Batu, Four Tet, usw. präsentiert, brenne.

Zum stilvollen Wiedereinstieg ins Clubleben eignet sich hervorragend die Kooperation „Consumed In Key" [turbo] von Richie Hawtin aka Plastikman & Chilly Gonzales. Beides Kanadier, ersterer prägte die Technolandschaft mit seinem Purismus, Gonzo ist eher der „sexy Entertainer", der in den letzten Jahren aber mit seinen „Solo Piano" Veröffentlichungen tiefgründig reduzierte, zeitlos-klassische Klaviermusik im Stile eines Erik Saties erschuf. Beides zusammen ergibt durchaus Sinn, Dubtechno mit Pianoklängen, gelegentlich Cello, basierend auf Plastikman´s „Consumed" Album aus 1998 und vermittelt hat Tiga, selbst Kanadier, auf dessen Label das Album erscheint. „Consumed" gilt als Meisterwerk der Zurückhaltung, der Tiefe und der Musik als architektonische Vision und auch für mich war es damals ein Wegbereiter in die Welt des Techno, „Consumed In Key" steht souverän auf Augenhöhe daneben.

Der Texaner und ursprüngliche Schlagzeuger Bruno Pronsato veröffentlicht nunmehr auch seit knapp 20 Jahren Techno im weitesten Sinne, lebt seit Jahren in Berlin, spielte mal in der Rakete und veröffentlicht nun sein „Live At Club der Visionäre" Album auf dem Pariser Logistic Label, das seit Ende der 90er qualitativ anspruchsvollen Minimal-Techno veröffentlicht von Artists wie John Thomas, Robert Hood, Cabanne, der das etwas experimenteller ausgerichtete Schwesterlabel Telegraph ins Leben rief, oder Daniel Bell. Letztes Jahr erschien dort z.B. eine tolle Kool Keith Platte, man setzt auf Qualität statt Quantität. Auf „Live At Club der Visionäre" finde sich vier 15minütige Tracks, verspielt minimaler Techno, Percussions und Stimme, die an einen Erzähler erinnert – in seiner repetitiven Form eher beruhigend als zur Ekstase führend, was ich durchaus angenehm empfinde.

Auch auf einem Pariser Label veröffentlicht Alan Abrahams, besser bekannt als Portable – auch er war einst mal bei Belly Cloud in Nürnberg – sein neues, achtes Werk „My Sentient Shadow" [circus company], nach Releases auf renommierten Labels wie Perlon, ~scape, !K7 oder seinem eigenem Süd Electronic Outlet. Der aus Südafrika stammende Produzent mit Stationen in London, Lissabon und Berlin hat sich mittlerweile auch in der französischen Metropole niedergelassen und präsentiert uns klickrigen Datapop, tendenziell eher House als Techno, eher Song als Track, oft mit Gesang von ihm und Gästen auf den 10 Stücken.

Seit einigen Wochen ist an verschiedenen Orten der Welt das Clubleben wieder voll im Gange und solch einen Eindruck hatte ich bei einigen Insta-Postings von Jannis Stürz, u.a. Labelbetreiber des Berliner Habibi Funk Labels, die gerade Hamid El Shaeri „The Slam! Years – 1983-1988" [habibi funk] als achtzehnten Release des Labels veröffentlicht haben. Bei dieser ausgelassenen Stimmung und Energie, die bei dieser Musik aufkommt, wurde ich fast etwas wehmütig – ist schon eine Weile her... Hamid El Shaeri ist mittlerweile ein Superstar, die Veröffentlichung umfasst jedoch die Zeit, als er gerade Lybien verlassen hatte und in Ägypten über einen Umweg nach London seine Karriere startete. Geprägt von Liveshows von Michael Jackson und Freddie Mercury und der Bessessenheit, stets den neuesten Synthie-Sound zu implementieren begann er in Cairo fünf Alben für Slam! Records zu veröffentlichen, das Mitte der 80er Jahre eines der wirtschaftlich erfolgreichsten Labels in Ägypten war. Grossartige Musik, die wunderbar zum Tanzen animiert und in meinen Ohren eine Bereicherung in jedem Club sein kann.

Auch noch kurz erwähnt sei das neue Album von Sid Le Rock „Invisible Nation" [beachcoma], treibender Techno der mich an ein mitreissendes Liveset einst beim Melt-Festival erinnert.

stefan wagner

Stand: 31.03.2022

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