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Der Lange Marsch - Gas

An dieser Stelle noch das Beste für dieses neue Jahr, das hoffentlich die Kultur und das Clubleben wieder aufleben lässt. Zum Einstieg und fast schon traditionell um die Weihnachtszeit erschien eine neue 5-Track EP von dem englischen Dubstep-Pionier William Emmanuel Bevan aka Burial. Auf „Antidawn" [hyperdub] finden sich über 44 Minuten eher ambiente Sounds, Field-Recordings, Regen, Gewitter, Hundegebell, kryptische Vocal-Parts, Knistern, Polizei-Sirenen, ... Sehr atmosphärisch, tiefgründig und eine Art soundtrackhafte Collage, die nur vereinzelt rhythmische Passagen in den Vordergrund rückt. +++ Einer meiner alten Helden der elektronischen Clubmusik ist neben Pole, den Chain Reaction Veröffentlichungen und Plastikman der Kölner Produzent Thomas Brinkmann, der im Dezember viele seiner Veröffentlichungen, auch als Soul Center, oder Ester Brinkmann, Kollaborationen mit Markus Nikolai, Zoi, Bearbeitungen von Richie Hawtin, Suicide, PanSonic, Remixes, etc. auf eine neu gestalteten Bandcamp-Seite [https://thomasbrinkmann1.bandcamp.com] gestellt hat. Von 1997 bis zum Jetzt – wobei einige aktuelle Stücke mit Apple-Loops und Meleboy – erinnernd an die Soul Center Produktionen - wieder verschwunden sind. Könnte sein, dass da dieses Jahr ein Album erscheint und sich ein Label gefunden hat. Die letzten Produktionen waren eher experimentell („Raupenbahn", „A 1000 Keys", „What You Hear (Is What You Hear)") und erschienen u.a. auf Editions Mego, dem Wiener Label des letztes Jahr plötzlich verstorbenen Peter Rehberg bzw. „A Certain Degree Of Stasis" auf dem finnischen Frozen Reeds Outlet. Gern erinnere ich mich an die tollen Live-Nächte in Zürich und vielleicht gibt´s ja nach der Pandemie mal wieder eine Gelegenheit...+++ Ebenfalls aus Köln kommt Wolfgang Voigt. Mitbegründer des Kompakt-Plattenladens, Labels & Vertriebs, der mit „Der Lange Marsch" sein siebtes Gas Album seit 1996 vorgelegt hat. Ambient-Techno mit opernhafter Kulisse und einer Bass-Drum hinter dem Nebel der 11 Stücke über 68 Minuten im Geist der Romantik. Psychedelisch, naturverbunden und parallel zum Release gab es in den Kölner Kompakt-Räumen, die zu einer temporären Galerie wurden, eine Werkschau seiner bildenden Kunst. +++ In den letzten Jahren wurde für mich neben elektronischer Tanz- und Club-musik immer wichtiger Musik aus aller Welt, wie sie z.B. das Berliner Label Habibi Funk veröffentlicht, Musik aus der arabischen Welt, meist aus der Vergangenheit durch akribische Vorort-Recherche ausgegraben und oft auch sehr gut in den Club-Kontext passend. Auch habe ich das Gefühl, dass nur Künstler*innen, von denen die Macher wirklich überzeugt sind, veröffentlicht werden und man sich daher auch Zeit lässt. Seit 2015 ist das Label nun bei Veröffentlichung #17 angelangt. Diese kommt von dem aus Algerien stammenden Majid Soula, heisst „Chant Amazigh" und stellt eine Compilation seiner Songs dar, die meist nur auf Kassetten in den 80er Jahren erschienen sind. Er verbindet das Beste aus Arab-Disco, Highlife, ein populäres Tanzmusik-Genre aus Westafrika, groovy Funk zu etwas komplett Einzigartigem. Der selfmade Musiker, Künstler und Produzent spielt bis zum heutigen Tag mit seiner Band live und war auch Teil einer populären und erfolgreichen Gruppe von Kabyle-Künstlern in den 80ern. +++ Bleiben wir bei exotischen Klängen. Unter dem Namen Risar & Kupa 4 veröffentlichte das deutsche Ironhand-Label ein gleichnamiges Album dieser Band, die sich aus türkischen und griechischen Musikern aus Istanbul zusammensetzt. Die Wurzeln liegen bei Rebetiko und Laiko, aber sie waren auch Kinder der Revolution und beeinflusst von Beat und Surf. Zur Band gesellte sich oft Hayko, ein armenischer Tavernen-Sänger und zahlreiche andere Vocalisten. Das Ergebnis ist sehr tanzbar und wirkt auf mich fast ein bisschen wie Urlaub. +++ Und da die Clubs wohl noch geschlossen bleiben und der Frühling auf sich warten lässt noch ein Serientipp mit Musik: Druck Staffel 7 auf Youtube bzw Funk/ZDF behandelt Themen wie Coming Of Age, Queerness, Identitätsfindung innerhalb einer Abiturient*innen-Clique mit einem beeindruckenden Charakter als Protagonist, gespielt von Eren M. Güver-cin, der aktuell im HAU2 auch in einer Tanzperformance zu erleben ist. Musik changiert u.a. von serpentwithfeet., James Blake, Sophie und Billie Eilish bis hin zu modischeren Produzent*innen. Ach ja, spielt natürlich im urbanen Berlin.
stefan wagner

Stand: 01.02.2022

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