Sechs Jahre nach der Veröffentlichung ihres letzten Albums meldet sich die stark erschlankte Adele mit „Easy on Me" zurück, der ersten Single-Auskopplung aus ihrem Album „30" (Sony), die 24 Stunden nach Veröffentlichung sämtliche Streaming-Rekorde brach und die Spitze zahlreicher Charts weltweit eroberte. Ist mit dem immensen Gewichtsverlust auch ein Bedeutungsverlust ihrer Musik einhergegangen?! Schon der Albumeinstieg „Strangers by Nature" mit überkandidelten Streichern in Schwulst-Hollywood-Manier lässt aufhorchen, was folgt ist Motown-Sixties-Retro-Soul, Andrew Sisters, Folk-Rock, Ska, Dub, HipHop, Sampling, Sprach-Sequenzen, domestizierter Gospel, alleszusammen auf höchstem Produzenten-Niveau industriell nachverdichtet, eben so, dass es die Mainstream-Hörgewohnheiten exakt trifft und damit eher belanglos durchschnittlich werden lässt. Der Parforce-Ritt durch Trennungs- und Schei-dungsschmerz, Verlust, Schuld, Liebeskummer und Hyper-Melancholie ist eigentlich das Adele-Übliche. Okay, sie ist ja abonniert darauf unglücklich zu sein, was sie offensichtlich in die Lage versetzt, großartige, auf den ersten Hör höchstempathische Songs zu schreiben. Und: die 40 Kilo weniger haben ihrer großartigen, immer noch unvergleichlich starken R&B-Soul-Stimme NICHT geschadet, der Umzug nach Hollywood dagegen vielleicht schon (wie anderen Briten zuvor). Ist „Easy on Me" noch gute die alte Piano-Ballade at its best, hat das übrige Song-Material stark an Leuchtkraft und echter Intensität eingebüßt. Leider ein eher zwiespältiges Vergnügen, also bitte back to basics und den wahren Kernkom-petenzen wie einst auf „Chasing Pavements".
Jürgen Parr
Stand: 28.11.2021
Am 25.4. verbindet Mine im E-Werk vielfältige Einflüsse mit verschiedenen Sounds und Instrumenten – Alles außer langweilig!