Gaspard Augé ist eigentlich eher bekannt als die Hälfte des Duos Justice, das meisterlich Rock und Rave für den Dancefloor verband. Sein Debüt-Soloalbum „Escapades" (Ed Banger/Because Music/Virgin/Universal) unterstreicht seinen Ruf als Meister des dickaufgetragenen, epochal-hymnischen, stadiengroßen Bombast-Schwulst-Elektro-French-Dancefloor-Spasses. „Ich war schon immer davon besessen, überlebensgroße Musik zu machen", betont er, „Meistens, weil es mehr Spaß macht". Er beschreibt „Escapades" scherzhaft als „ein außereheliches Abenteuer nach 15 Jahren mit derselben Person" (Justice-Partner Xavier De Rosnay). „Solo zu arbeiten war zunächst eine einschüchternde Aussicht, man kann sich von der Energie eines Duos absorbiert fühlen", erklärt er. „Es ist ein bisschen entmutigend, alleine zu sein und darüber nachzudenken, wie man sich auf andere Weise präsentiert." Er wusste, dass er etwas instrumental machen und frei experimentieren wollte, „ohne es zu überdenken". Herausgekommen ist eine Italo-French-cineastische, kitschige-Weltraum-Elektrooper, für die er mit dem französischen Komponisten Victor le Masne in zwei Pariser Studios zusammenarbeitete: Im Enterprise, wo er einen Synthesizer verwendete, der einst Yes gehörte (daher muss der Kitsch-Appeal stammen), und in den Motorbass Studios, die seinem Freund, dem verstorbenen Philippe Zdar von Cassius, gehört hatten. Ein überkandideltes, großes Stück Elektrowucht, das ohne Gesang und nur mit der Schwulst-Dramatik auskommt, mit herrlicher Retro-80ies-Vintage-LaBoum-Ästhetik (vor allem deutlich in „Captain").
Jürgen Parr
Stand: 19.10.2021
Am 25.4. verbindet Mine im E-Werk vielfältige Einflüsse mit verschiedenen Sounds und Instrumenten – Alles außer langweilig!