Die Londoner Produzentin Loraine James frickelt sich auf ihrem neuen Wurf "Reflection" (Hyperdub/Cargo) auf elf Tracks zwischen wilder Electronica, Pop-Trap, Bass-Techno, Nu-R'n'B und Drill als beinharte, experimentelle Club-Bass-Musik durch die Pandemie-Schneise. Im Vergleich zum schrillen "For You And I" (2019) und dem eher wütenden "Nothing" ist "Reflection" reduziert und selbstbewusst, lässt die queere Loraine in tagebuchartigen Bekenntnissen den Hörer am vergangenen Jahr teilhaben. "Ich bin ein schüchterner Mensch", erklärt Loraine. "Ich spiele einfach gerne in einem dunklen, verrauchten Raum und gebe einen Scheiß darauf, was die Leute denken". Reflection bringt diese beiden Seiten auf den Punkt: Es ist sowohl so unruhig, wie ihre Musik jemals war, als auch so nachdenklich wie der Titel vermuten lässt. Sie testet die Grenzen der Tanzmusik nicht um des Experimentierens willen aus, sondern als Ausdruck von Verletzlichkeit und als Mittel zur Selbsterkenntnis. Wuchtig und verletzlich zugleich, mutig und nachdenklich in kraftvolle, vielschichtige Genrecollagen emulgiert.
Jürgen Parr
Stand: 03.10.2021
Am 25.4. verbindet Mine im E-Werk vielfältige Einflüsse mit verschiedenen Sounds und Instrumenten – Alles außer langweilig!