Beim deutsch-schweizerischen Duo Grandbrothers steht seit Gründung vor einer Dekade Neoklassik zwischen klassischer Klaviermusik und Electronica im Mittelpunkt. Mittels einer selbst entwickelten Apparatur aus elektromechanischen Hämmern, die von einer Software gesteuert auf unterschiedliche Teile des Klaviers schlagen, entsteht eine rhythmische Dynamik, die den pathetischen Bombastsound aus seiner Schönklangbehäbigkeit hebt. Auf „All The Unknown" (City Slang) haben Pianist Erol Sarp und Elektronikbeauftagter Lukas Vogel noch mehr Samples und Loops aus Flügel-Aufnahmen verfremdet und zu den Pianoklängen dazugestellt, ihr Hämmerchen weiterverfeinert, dass der Sound noch dynamischer, perkussiver und damit clubbig-tanzbarer geraten ist. „Gerade auf der perkussiven Ebene ist da viel mehr möglich gewesen", sagt Lukas Vogel. „Bisher war es so, dass nur die Hämmerchen den Beat machten, jetzt haben wir beispielsweise ein Buch auf die Saite gelegt, diesen Krach als Basis genommen für eine Snare, oder sind mit einer Kette die Stege entlang und haben daraus einen Shaker- oder Hi-Hat-Sound kreiert. Das war dann unser Soundbaukasten". Und Flügel und Klavier standen im Studio so nah beieinander, dass Lukas sie gleichzeitig spielen konnte, dabei nutzte er die Technik des in der Minimal Music oft eingesetzten „Phasing" (auf zwei Instrumenten wird dieselbe repetitive Melodie gespielt, ein Instrument bewegt sich dabei in zunehmendem zeitlichem Abstand von dem anderen fort). „Mit dem neuen Album gehen wir in eine elektronischere Richtung, wir hoffen, dass sich die Musik auch Leute anhören, die in Clubs gehen und tanzen", sagt Lukas.
Jürgen Parr
Stand: 18.03.2021
Am 25.4. verbindet Mine im E-Werk vielfältige Einflüsse mit verschiedenen Sounds und Instrumenten – Alles außer langweilig!