Irgendwie vertraut klingender, smoother Electroindiepop kultivieren Glass Animals aus Oxford auf ihrem dritten Album „Dreamland" (Polydor/Universal). Singer-Songwriter und Produzent Dave Bayley, seine Kindheitsfreunde Joe Seaward, Ed Irwin-Singer und Drew MacFarlane schweben im Titelsong mit weich-zeichnerisch-zartbesaitetem Wattebausch-Elektro-Dream-Pop ein, basierend auf fundamentalen Fragen zu Identität, Liebe, Freundschaft und Erinnerung an persönliche Erfahrungen und Erlebnisse. Inspiriert von Timbaland bis zurück zu den Beach Boys, Stilreferenzen von HipHop, Rap, NuSoul, Electro-R'nB bis IndieTronic nudeln sich die Songs chamäleonhaft durchs Popdickicht, manches mit Evergreen-Ohrwurm-Charme, einiges eher unentschlossener MixMash. „Das Album entstand in einer Zeit der Verwirrung und Ungewissheit. Mein bester Freund war im Krankenhaus. Ich wusste nicht, ob er es schaffen würde. Die Zukunft war verdammt beängstigend und völlig unbekannt. Während dieser Wochen war es so schwierig, nach vorne zu schauen, dass ich mich dabei ertappte, rückwärts zu blicken. Ich wühlte in meinem Kopf herum, holte alte Erinnerungen hervor, fand Trost in ihnen, auch wenn sie in sich selbst unbequem waren", erklärt Dave. „Dieses Album durchläuft viele der verwirrendsten Momente meines Lebens. Es handelt vom Erwachsenwerden, von meinen ersten Erinnerungen als kleines Kind bis heute. Oft sind diese Momente lustig, manchmal unbeholfen, manchmal herzzerreißend. Es geht darum, zu erkennen, dass es in Ordnung ist, keine Antworten zu haben, nicht zu wissen, wie man über die Dinge denkt, verletzlich zu sein und so auszusehen. Das Leben fragt uns so oft nach binären Ja- oder Nein-Antworten. Es bittet uns, uns anzupassen und einzufügen. Aber die Welt ist so viel interessanter und bunter als das... sie ist ein viel flüssigerer und unsicherer Ort". Eine wahre Achterbahn der Selbstreflektion, eingehüllt in eklektischen, hymnischen Elektropop.
Jürgen Parr
Stand: 01.10.2020