Eigentlich 2001 in Seattle gegründet, waren die Chromatics eher Post-Punker. Nach mehreren Umbesetzungen setzen Gitarrist Miller, Sängerin Ruth Radelet, Schlagzeuger Nat Walker sowie Multiinstrumentalist, Produzent, Mastermind und Labelchef Johnny Jewel auf eine charmante Mischung aus verspieltem DreamPop, Italo-RetroDisco, treibend-fließendem, schrägem-düsteren, voll-verzuckerten Indie-Synthie-Pop, mit hoher Film Noir-Affinität und ausgeprägter Tauglichkeit für TV-Spot-Hintergrundtapete. Und ihre Liebe zum seltsamen Coversong frönen sie auch auf "Closer To Grey", das zwölf neue Songs enthält, mit einer eiskalten Version des Simon & Garfunkel-Schmalzlers "The Sound Of Silence". Die Chromatics mit dem säuselnd-morbiden Gesang ihrer superblonden an Nico erinnernden Sängerin Ruth Radelet verbinden tanzbare, zeitlos-elegante Elektronik zwischen Giorgio Moroder, New Order und Jesus and Mary Chain zu einer seltsam kühlen, aber dennoch wirkungsvollen Arithmetik, ganz deutlich in Sehnsuchtssongs wie "You're No Good", dem Titelstück oder "Twist The Knife" nachzuspüren. Wenngleich die Kompositionen nach hinten etwas abfallen, die vokalen Grund-fertigkeiten von Ruth sich schnell erschöpfen und die catchy melodies dünner werden, bleiben die Chromatics im düsteren DreamPop-Gewerbe eine zeitlose Erscheinung.
Jürgen Parr
Stand: 12.12.2019
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