Club News 06

+++ Der englische DJ, Labelbetreiber und Produzent Jamie Roberts, mittlerweile in Berlin lebend und besser bekannt als Blawan steht seit 2010 überwiegend für harten, kompromisslosen Techno mit noisig-industrieller Nuance. Wobei er mit „Getting Me Down" 2011 zumindest in meinem Umfeld einen beinahe schon poppigen Hit landete. Zusammen mit Arthur Cayzer aka Pariah bildet er das Duo Karenn produzierte gemeinsam mit Surgeon und unter den Aliases Kilner and Bored Young Adults auf renommierten Labels wie R&S, Hessle Audio, Hinge Finger etc. Nun erscheint sein Debut-Longplayer „Wet Will Always Dry" [ternsec], auf dem er sein gesamtes Können und neue Aspekte verbindet. Auf dem zweiten Track, „Careless", kommt auch seine Stimme zum Einsatz, wenn auch nur im Hintergrund und zuweilen setzt die massive Bassdrum aus, lässt atmosphärischen Ambient-Passagen den Raum, um noch fulminanter wieder in den Vordergrund zu drängen.

+++ Analog Africa ist ein in Überlingen am Bodensee ansässiges Label, das seit etwa zehn Jahren vornehmlich Compilations aus Afrika und Südamerika mit Musik der 70er und 80er herausbringt. Auch Dan Snaith hat unter seinem Daphni-Alter Ego eine Platte mit eigenem Mix lizensiert. Damals erschien auch die erste Ausgabe der African Scream Zusammenstellung, der nun "African Scream Contest Vol. 2" [analog africa] folgt, auf der Labelbetreiber Samy Ben Redjeb erneut Vodoun-inspirierte Afro-Funk Stücke aus dem kleinen westafrikanischen Land Benin von 1963 bis 1980 ausgräbt. Unter den vielen Neuentdeckungen ist mir zumindest ein Name geläufig, das Orchestre Poly-Rythmo de Cotonou. Sehr tanzbar und irgendwie auch upliftender als viele rein elektronische Clubmusik.

+++ Der aus der Nähe von Liverpool stammende Produzent Matthew Barnes hat unter seinem Forest Swords Moniker bereits für verschiedene Labels wie Tri Angle und Ninja Tune produziert, Björk geremixt und zwei tolle Alben veröffentlicht. Einst bezeichnete man das Genre, in dem sich seine Musik aufhält bzw das er mitgeprägt hat Witchhouse. Nun erscheint sein "DJ Kicks" [!k7] Mix, knapp 65 Minuten, 26 Stücke und in gewohnter Weise einem exklusiven Track, "Crow". Daneben finden sich Namen wie Rhythm & Sound, Pantha Du Prince im Animal Collective Remix, Demdike Stare, Laurel Halo, Dead Can Dance, DJRum, The London Bulgarian Choir, etc.. Eine stilistisch geschmackssichere Auswahl von Dub, atmosphärischen Sounds, avantgardistischer und poppiger Electonica, 80er Post-Punk, Techno, exotische Klänge, teils instrumental, aber auch Vocal-Songs und nicht zuletzt inspiriert von John Peel, der ihn – und auch mich - musikalisch geprägt hat. Spannend im Club, aber auch zum Homelistening.

+++ Neues gibt´s auf Pan-Records. Die aus Queens stammende Produzentin Alexandra Drewchin veröffentlicht unter dem Namen Eartheater ihr drittes Album "IRISIRI". Eine cutting-edge Produktion zwischen Avantgarde-Electronica, experimentellem Songwriting und scharfen Beats. Knüpft an den Klangkosmos eines Arca an, aber geht noch weit darüber hinaus, zuweilen auch opernhaft. Manchmal gewiss nicht unanstrengend, aber das ist ja oft mit innovativen Produktionen so, bis sie sich einem erschliessen. Herausfordernd!

+++ Robert Lippok kennen wir u.a. als die Hälfte von To Rococo Rot und mit "Applied Autonomy" [raster] legt der Berliner Produzent ein neues Soloalbum vor, das seine Live-Performances in Clubs wiederspiegelt. Sounds werden übereinandergelagert und das Ergebnis reicht von ambienter Electronica, pointierten Clicks und Vocal-Samples bis hin zu rhythmischen Technotracks. Zudem findet sich eine 14minütige Kollaboration mit Klara Lewis, mit der er zwei Tage in den EMS Studios in Stockholm verbracht hat.

+++ Gerade ist auch die erste Timedance (das Label von Batu) Compilation „Patina Echoes" erschienen, die das englische Outlet als "a mission statement of a younger generation driving to create forward thinking, exciting electronic music." Dem kann ich nur beipflichten – es finden sich unter den 11 Stücken bekanntere Namen wie Ploy, Simo Cell, Neinzer, Bruce, aber auch Neuentdeckungen. Klasse Clubmusik zwischen UK Bass und Techno im Stile von Hessle Audio und Livity Sound.

stefan wagner