Ein Schweigen

Filmstart: 01.01.
Regie: J
Darsteller: E

Auch in „Un silence/Ein Schwiegen" des belgischen Filmemachers Joachim Lafosse steht wieder eine Familie im Zentrum der Handlung. Anfangs wirken die Beziehungen zwischen den Mitgliedern jedoch sehr undurchsichtig. Es ist unklar, was genau passiert ist und welche Rollen die Figuren dabei spielen. Wir sehen Astrid Schaar (Emmanuelle Devos), wie sie nervös in ihrem Auto durch die Stadt fährt, gefilmt von Jean-François Hensgens' Kamera, die auf der Rückbank des Wagens platziert ist. Nur durch den Rückspiegel können wir ihre Augenpartie sehen. Kurz darauf wird sie von einer Ermittlerin befragt. Es geht um eine Durchsuchung in ihrem Haus und um einen Vorfall zwischen dem Vater, dem Juristen François (Daniel Auteuil), und dem Schüler Raphael (Matthieu Galoux).„Ich habe nie etwas gesagt", sagt Astrid – und trifft damit einen zentralen Punkt des Drehbuchs, das Lafosse zusammen mit Chloé Duponchelle und Paul Ismaël geschrieben hat. Die Handlung basiert auf dem Fall des Lütticher Anwalts Victor Hissel, der unter anderem die Familie eines entführten und ermordeten Mädchens vertrat. Bei einer Durchsuchung seines Hauses fand die Polizei kinderpornografisches Material, und Hissel wurde später von seinem eigenen Sohn erstochen. Der Film entfaltet die Ereignisse bis hin zum Angriff des Sohnes auf den Vater in Form einer langen Rückblende. Die Inszenierung erzeugt eine spürbare Kühle und Strenge in Bildsprache und Darstellung der zwischenmenschlichen Beziehungen. Wie kompensiert François seine Taten? Welche Selbstreflexion zeigt er? Und wie geht Astrid mit der Situation um? „Wir sind alle drüber weg", sagt sie in Bezug auf einen einschneidenden Vorfall aus der jüngeren Vergangenheit.