Igor Levit hat etwas zu sagen. Und er ist dabei auch ein glänzender Vermittler. Seine pianistische Spitzenbegabung ist unbestritten, aber Kunst um der Kunst willen ist nicht das Ding des vielseitigen Künstlers. Er möchte verstanden werden, mit Herz und Hirn. Schaltet sich crossmedial in gesellschaftliche Debatten ein, bezieht etwa Stellung gegen Antisemitismus. Das trägt ihm nicht nur Zuneigung ein. Doch lieber als der einfache Weg ist ihm der richtige. Auch in seinen ästhetischen Überzeugungen ist der 38-Jährige kompromisslos. Dabei ist Musik für ihn ein diskursives Geschehen, ein Gegenstand, der nicht nur zu fühlen, sondern auch intellektuell erfasst werden will. Und Levit scheut keine Herausforderungen wie etwa die zyklische Aufführung aller 32 Klaviersonaten Beethovens.
Nach Nürnberg bringt er ein bisschen Klavier-Himalaya mit: Schuberts letzte, gewaltige B-Dur-Sonate D 960. Und als sei das nicht schon Gipfelbesteigung genug, packt er noch Schumanns geheimnisvolle Nachtstücke und Chopins himmelstürmende dritte Klaviersonate dazu - eine Bergtour in die Hochromantik, die keineswegs die existenziellen Fragen scheut.