Kinostart: 8.1.; Regie: Mitsuyo Miyazaki;
Darsteller: Brendan Fraser, Mari Yamamoto
Der Schauspiel-Beruf ist bekanntlich kein Ponyhof. Einmal mehr scheitert Phillip (Brendan Fraser) beim Vorsprechen in seiner Wahlheimat Tokio. Außer einer Zahnpasta-Reklame hat er seit Jahren kein Engagement mehr ergattert. Umso mehr freut er sich über die Besetzung als „trauriger Amerikaner“, die Statistenrolle bei einer Beerdigung. Bald gibt er den Fake-Bräutigam auf einer Hochzeit. Den vorgeblichen Papa für ein kleines Mädchen. Oder den vermeintlichen Journalisten, der einen alten Schauspieler interviewt. Das Problem: Der Held entwickelt zunehmend echte Gefühle zu seinen Klienten. Auf dieser emotionalen Achterbahnfahrt aus Erfolgen und Niederlagen erkennt Phillip schließlich die Rolle seines Lebens. Das Drama spielt mühelos auf der Klaviatur der Emotionen. Es umgeht elegant jede Kitschfalle und setzt auf eine stille Mischung aus Sanftheit und Wahrhaftigkeit. Die Figuren wirken plausibel und laden unaufdringlich zum Mitfühlen ein. Existenzielle Themen wie Einsamkeit, Identität oder das Bedürfnis dazuzugehören werden so unangestrengt wie sensibel präsentiert. Für die ausgleichende Komik ist gleichfalls bestens gesorgt.
Zum überaus emotionalen Finale werden die dramaturgischen Daumenschrauben nochmals angezogen. Brendan Fraser überzeugt scheinbar mühelos als tragisches Fish-out-of-Water-Stehaufmännchen mit enormer Leinwandpräsenz. Bisweilen gibt es nur das Gesicht in Großaufnahmen, und die Blicke sprechen Bände. Könnte man ihn tatsächlich als Familienmitglied auf Zeit mieten, wäre die Nachfrage sicher enorm. Vielleicht könnte er sogar einen zweiten Oscar mitbringen…
Dieter Oßwald