Film

Drei Kilometer bis zum Ende der Welt

veröffentlicht am 17.09.2025 | Lesezeit: ca. 2 Min.

Kinostart: 25. September Regie: Emanuel Pârvu;
Darsteller: Ciprian Chiujdea, Bogdan Dumitrache, Laura Vasiliu;

Ein Meeresstrand im morgendlichen Sonnenlicht des Donaudeltas. Die Postkarten-Idylle erweist sich schnell als trügerisch. Ein verzweifelter Vater macht sich Sorgen, weil er seine Schulden beim lokalen Bonzen nicht rechtzeitig zurückzahlen kann. Sein 17-jähriger Sohn Adi kehrt brutal verprügelt nach Hause zurück. War die Gewaltorgie ein Denkzettel für den verpassten Zahlungstermin? Die Polizei nimmt die Ermittlungen auf, ein Arzt untersucht das Opfer akribisch genau – in Anwesenheit von Familie und Staatsmacht. Zeugen der Tat schweigen aus Angst. Die Spur führt zu den Söhnen des Strippenziehers. Diese brüsten sich mit der Tat: „Weil er eine Schwuchtel ist. Weil er in den Arsch gefickt wird!“ - „Sollen wir das so aufschreiben?“, fragt der Polizist seinen Chef. Die Eltern reagieren mit Panik. „Warum? Warst du betrunken?“, will die heulende Mutter wissen. Adi schweigt. Der Pfarrer schreitet zum Exorzismus. Adi wird gefesselt und geknebelt. „Wir sollten den Sünder in einem Kloster unterbringen“, sagt der Gottesmann. Eine Frau vom Jugendamt schaltet sich ein. Doch die Arme des Bonzen reichen weit. Zum Glück steht Adis beste Freundin an seiner Seite. Regisseur Emanuel Pârvu zeigt ein düsteres Porträt seiner Heimat: ein Sumpf aus Korruption, religiösem Wahn und Homophobie. Für Jugendliche auf dem Land scheint ein selbstbestimmtes Leben unmöglich. Was Adi in jener Nacht getan hat, bleibt offen. Die Aktivitäten der Täter bleiben vage. Die Staatsmacht wirkt kafkaesk. Die Natur ist paradiesisch. Doch für Außenseiter ist dieser Ort die Hölle. Toleranz existiert nicht. Die Dramaturgie zeigt Homophobie als Alltag. Die Darsteller sorgen für Gänsehaut. Der mit maximalem Minimalismus inszenierte, rigorose Coming-of-Age-Thriller wurde in Cannes mit der Queer Palm prämiert.
Dieter Oßwald

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