Film

Amrum

veröffentlicht am 17.09.2025 | Lesezeit: ca. 2 Min.

Kinostart: 9. Oktober; Regie: Fatih Akin;
Darsteller: Laura Tonke, Diane Krüger, Matthias Schweighöfer, Detlev Buck

Junger Wilder trifft auf Veteran. Weil Hark Bohm („Nordsee ist Mordsee“) sich mit 86 Jahren nicht mehr fit genug für den Regiestuhl fühlte, sprang sein Ex-Schüler und Freund Fatih Akin ein, um die Kindheitserinnerungen an das Kriegsende zu inszenieren: „Ein Hark-Bohm-Film von Fatih Akin“ nennt der Vorspann das ungewöhnliche Projekt. Im Frühjahr 1945 ist auch auf der Nordseeinsel der Untergang spürbar. Nach dem verkündeten Tod von Hitler versinkt dessen glühende Verehrerin Hille (Laura Tonke) in Depression. Allein auf ein Weißbrot mit Butter und Honig habe sie Appetit, erzählt sie ihrem zwölfjährigen Sohn. Worauf der Knirps alles daran setzt, die Lebensmittel zu organisieren. Weizenmehl gibt es beim Arzt. Eier klaut er einer Gans. Butter hat Nazi-Onkel Otto. Von der Mutter gibt es derweil keine Dankbarkeit, im Gegenteil: „Wegen Heulsusen wie dir haben wir den Krieg verloren!“ schimpft sie ihren weinenden Sohn. Geschichten aus Kinderperspektive zu erzählen, erweist sich dramaturgisch allemal als kluger Schachzug. Dass es bei den Figuren bisweilen arg im Klischeegebälk knirscht, wird durch die überaus einfallsreiche Bildsprache wieder ausgeglichen. So knorrig schön in elegantem Licht wurde eine Nordseeinsel wohl noch nie fotografiert. Im robusten Look zeigt sich auch Model Diane Krüger, die als rustikale Bäuerin die Kartoffeln erntet. Ein kleiner Auftritt für den ziemlich großen Star. Noch winziger gerät das Mini-Gastspiel von Matthias Schweighöfer. „Du kannst nichts dafür, aber du hast trotzdem damit zu tun!“ darf er tiefgründelnd über Schuld philosophieren. Last but not least kann Detlev Buck mit gewohnter Lässigkeit den nordischen Clown geben. Vom wilden Fatih ist beim Bohm-Projekt wenig zu spüren. Gleichwohl präsentiert er einen Heimatfilm der unterhaltsam-nachdenklichen Art.
Dieter Oßwald

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