„Ein Mord im November“ von Simon Mason. Goldmann 2025, Broschur, 394 Seiten, 17,00 Euro.
Wer wahlweise Cambridge oder Oxford besucht, hat schnell den Eindruck, die Stadt bestünde fast ausschließlich aus kirchlichen Gebäuden …oder aus Universitätsgelände mit ähnlicher Architektur. Ehrwürdig ist in jedem Fall das Zauberwort, und sehr viele finden diesen ganzen Aufriss eher suspekt. Dazu gehört auch DI Ryan Wilkins, der aber nun wirklich Pech gehabt hat, führt ihn doch der Mord an einer jungen Frau ausgerechnet in ein Epizentrum dieser Art: Barnabas Hall. Dass Wilkins bei seinen Ermittlungen noch einen Wilkens an seiner Seite hat, macht die Angelegenheit nicht leichter. Sein Namensvetter ist nigerianisch-britischer Herkunft und natürlich zu allem Überfluss Oxford-Absolvent! Zusammenraufen heißt dann wohl das Zauberwort.
„All jenen ungleichen detektivischen Duos gewidmet…“, so lautete der Vorsatz in „Die Galerien der Nachtigallen“ seinerzeit von Paul Harding. Das gilt auch wohl hier, obgleich das Grundkonstrukt der Schichtenzugehörigkeit spätestens seit den Lynley/Havers-Romanen von Elizabeth George (dort allerdings andersherum) bekannt ist. Doch egal, denn in seinem von der britischen Presse hochgelobten ersten Fall für das Namens-Duo „Ein Mord im November“, schafft Autor Simon Mason durchaus Eigenständiges in Figurenzeichnung und sehr gelungenem Plot. Die Mordermittlung erweist sich erwartungsgemäß als schwierig. Die Spannung wächst im Roman stetig an, und Oxford wird mehr als nur schöne Kulisse. Wie auch schon in den vortrefflichen Romanen von Colin Dexter um Inspector Morse (gekonnt fortgesetzt in der TV-Serie „Lewis“), ist die Verknüpfung von Verbrechen, Oberschicht und Universitäten geschickt verwoben. In Großbritannien sind laut Verlagsangabe bereits drei Romane erschienen. Für Nachschub ist also gesorgt, der sehr gerne angenommen wird!
Rainer Scheer